AMERIKA/HAITI - Überfall auf Kinderheim: Laienmissionarin und dreijähriges Kind unter den neun Entführten

Dienstag, 5 August 2025

University of Limerick

Port-au-Prince (Fides) - Ein irische Laienmissionarin und ein dreijähriges Kind mit einer Behinderung gehören zu den neun Personen, die von einer bewaffneten Gruppe entführt wurden, die am Morgen des 3. August ein Kinderheim am Rande der Hauptstadt überfallen hat. Die Einrichtung befindet sich in der Gemeinde im Großraum von Port-au-Prince. Die anderen sieben Personen, die entführt wurden, waren Mitarbeitende in der Einrichtung.

Das nach der heiligen Hélène benannte Kinderheim wird von der internationalen Wohltätigkeitsorganisation „Nos Petits Frères et Sœurs“ betrieben und beherbergt nach Angaben auf der offiziellen Website der Organisation mehr als 240 Kinder. Gena Heraty, eine irische Laienmissionarin, die seit 30 Jahren in dem Land tätig ist, arbeitet schon seit einiger Zeit in dem Heim. Sie befand sich in der Einrichtung, als die Banditen einbrachen und sie und ein dreijähriges Kind mit einer Behinderung entführten.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Laienmissionarin ein solches Drama erlebt. Bereits 2013 war sie Opfer eines bewaffneten Überfalls in demselben Kinderheim geworden. Damals wurde einer ihrer Kollegen mit einem Hammer getötet, als er versuchte, sie zu schützen.

Die örtlichen Behörden haben zusammen mit dem Kinderhilfswerk UNICEF und dem haitianischen Institut für Sozialfürsorge unterdessen einen Plan in die Wege geleitet, um das Personal und die Kinder des Kinderheims an sicherere Orte zu bringen. Der Angriff vom Sonntag ist nur der jüngste in einer langen Reihe von Angriffen bewaffneter Banden, die um die Kontrolle über das Gebiet kämpfen. Das Gebiet, in dem die Entführung stattfand, steht unter dem Einfluss der kriminellen Vereinigung „Viv Ansanm“, die kürzlich von den USA als ausländische terroristische Organisation eingestuft wurde.

Nach Angaben des UN-Menschenrechtsbüros wurden im Jahr 2024 mehr als 5.600 Menschen in Haiti getötet, was einen dramatischen Anstieg von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Nach UN-Angaben wurden allein zwischen April und Juni 2025 mindestens 175 Entführungen im Staat Haiti verzeichnet, 37 Prozent davon in der Hauptstadt. Die Internationale Organisation für Migration schätzt, dass mehr als eine Million Menschen aufgrund der Gewalt gezwungen waren, aus ihrer Heimat zu fliehen, dreimal mehr als im Vorjahr.

Unterdessen bezeichnet der stellvertretende irische Premierminister Simon Harris die Entführung von Heraty als „zutiefst beunruhigend“ und forderte „die sofortige Freilassung aller Geiseln“. Bislang hat sich jedoch noch keine Gruppe offiziell zu dem Anschlag bekannt. Die haitianischen Behörden äußerten sich nicht zu dem Vorfall, während Familienangehörige und Kollegen der Entführten auf Neuigkeiten warten. Auch die irische Botschaft verfolgt die Entwicklungen aufmerksam.
(F.B.) (Fides 5/8/2025)


Teilen: