Antananarivo (Fides) - "Die Diözese Moramanga ist eine relativ neue Diözese, und die Herausforderungen, denen sich die Kirche hier gegenübersieht, betreffen vor allem die Schaffung neuer Strukturen und die Ausbildung von Pastoralarbeitern", so Bischof Rosario Saro Vella von Moramanga in Madagaskar im Interview mit Fides.
Die Diözese Moramanga wurde im Jahr 2006 gegründet. Wie ist die kirchliche Situation heute?
Wir haben immer noch wenige Diözesanpriester, nämlich nur vier, und einen Diakon. Zusammen mit den Ordenspriestern sind wir insgesamt 35 Priester. Gott sei Dank sind wir eine eingeschworene Gemeinschaft, die gut zusammenarbeitet. Es gibt 14 Pfarreien und Missionsbezirke. Sie alle haben eine große territoriale Ausdehnung und zahlreiche Missionsstationen. Mit Missionsbezirk meinen wir ein Zentrum, in dem ein Priester oder Ordensleute anwesend sind. Mit Missionsstationen sind "kleine Kirchen" gemeint, die mindestens 20 und höchstens 70 oder etwas mehr Gläubige umfassen. In einem so großen Gebiet haben nicht alle Gläubigen die Möglichkeit, die Heilige Messe zu feiern. In manchen Gegenden können sie einen Gottesdienst nur einmal im Jahr feiern.
In einer solchen Realität spielen die Katechetinnen und Katecheten eine grundlegende Rolle...
Wir haben mehrere Katechetinnen und Katecheten, von denen einige gut ausgebildet sind und eine mindestens 10-monatige Ausbildung in unseren Bildungszentren absolviert haben. In diesen Fällen geben wir ihnen die Möglichkeit, die Kommunion auszuteilen. Jeden Sonntag stehen alle Katecheten einem Wortgottesdienst vor und wo es möglich ist, können die Gläubigen die Kommunion empfangen. Neben der Leitung des sonntäglichen Wortgottesdienstes engagieren sich die Katechetinnen und Katecheten in der Kindererziehung, in Ehevorbereitungskursen, in der Taufvorbereitung und bei Krankenbesuchen. Das ist wichtig, denn die Menschen betrachten die Katechetinnen und Katecheten als ihre eigenen Leute, die hoch geschätzt und geliebt werden. Eine Sache, die mir aufgefallen ist und die ich sehr schätze, ist, dass die Gläubigen die Erinnerung an die früheren Katechisten bewahren und sich sogar an Anekdoten über ihr Leben und ihre Persönlichkeiten erinnern. Es ist also eine lebendige Kirche, die sehr engagiert ist.
Wie ist die Situation in Madagaskar unter sozialen Gesichtspunkten?
Betrachtet man den natürlichen Reichtum Madagaskars, so müsste es ein wohlhabendes Land sein, ein wahres Paradies auf Erden. Paradoxerweise gehört es jedoch zu den ärmsten Ländern der Welt. Die Gründe dafür sind vielfältig. An erster Stelle steht die Korruption, die dazu führt, dass nichts funktioniert, dass es keine Gerechtigkeit, keine Gesundheit und keine Bildung gibt. Die Situation ist dramatisch und wir, die wir nahe an der Bevölkerung sind, können das sehen. Unsere Hilfseinrichtungen, wie die Caritas oder die Einrichtungen der Ordensgemeinschaften, werden täglich von Menschenmassen gestürmt, die um Hilfe für die Grundbedürfnisse bitten. Familien können ihre Kinder nicht in die Schule schicken, weil es ihnen an Dingen fehlt, die für uns Europäer selbstverständlich sind. Das größte Drama spielt sich ab, wenn es in einer Familie eine kranke Person gibt. Sie kommen und fragen nach ihren Rechten: "Ich möchte eine Arbeit haben"; "Ich möchte meinen Kindern die Möglichkeit geben, sich zu bilden"; "Ich möchte geheilt werden oder die Möglichkeit haben, meine Familie zu medizinisch zu versorgen". Die Kirche tut so viel und versucht, immer mehr zu tun, aber sie kann nicht die Bedürfnisse aller erfüllen.
Gibt es Anlass zur Hoffnung?
Die Situation ist wirklich dramatisch, aber in diesem Drama gibt es viele Lichtblicke, die Hoffnung machen. Erstens: In Madagaskar gibt es keine Kriege, Gott sei Dank…. Und wir sehen nicht voraus, dass es einen Krieg geben könnte, denn trotz der bestehenden sozialen Spannungen wird immer eine friedliche Lösung gesucht. Dies ist ein Verdienst der madagassischen Mentalität. Ein weiteres Element der Hoffnung ist die große Geduld und Anpassungsfähigkeit der Inselbewohner. Die Löhne sind sehr niedrig und die zur Verfügung stehenden Mittel sind minimal, dennoch leben die Madagassen gut und schaffen es, ihre Familien zu ernähren. Und schließlich gibt es eine große Solidarität zwischen den Menschen, zwischen Familien und in der Nachbarschaft. Das beginnt schon im frühen Alter. Ein Kind sagt: "Das Essen, das mir meine Mutter gegeben hat, muss ich mit denen teilen, die es nicht haben“. Eine der Verpflichtungen, die insbesondere während der Fastenzeit in den Schulen eingegangen wurden, bestand darin, das Pausenbrot mit den anderen Schülern zu teilen.
(L.M.) (Fides 5/4/2024)