AMERIKA/HONDURAS - BESCHEIDENHEIT, ARMUT UND MARTYRIUM SIND DIE „SCHÄTZE“ DER MISSION AD GENTES IN LATEINAMERIKA: EIN KOMMENTAR VON KARDINAL OSCAR RODRIGUEZ MARADIAGA, DER ALS RELATOR AM AMERIKANISCHEN MISSIONSKONGRESS TEILNIMMT

Donnerstag, 20 November 2003

Teguicigalpa (Fidesdienst) – Im Dokument zur Einberufung des Zweiten Amerikanischen Missionskongresses (CAM 2), der vom 25. bis 30. November in Guatemala City (Guatemala) stattfinden wird, werden drei grundlegende Aspekte der Mission in Lateinamerika genannt: Bescheidenheit, Armut und Martyrium. Viele bringen die Mission hingegen mit großen personellen und finanziellen Mitteln in Verbindung, die für das Engagement aufgwandt werden müssen und das Martyrium wird in einem solchen Kontext fast als Niederlage betrachtet, die man besser verschweigt. Der Fidesdienst hat den Erzbischof von Tegucigalpa (Honduras), Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga, der als Relator am CAM 2 teilnehmen wird um einen Kommentar zu diesen Kennzeichen der Mission gebeten. Es folgt der Kommentar:

„In der Tat geht meiner Ansicht nach die Mission die von der Bescheidenheit, der Armut und vom Martyrium ausgeht ein charakteristischer Aspekt der Realität in Laeinemerika. Die erste Lehre, die Jesus den Aposteln erteilte lautete: „Fürchte dich nicht, kleine Herde“ (vgl. Lk 12,32). Das Werk der Evangelisierung ist unendlich groß. Nur ein Viertel aller Menschen auf der Welt kennt Christus. Und trotzdem setzt sich der Plan Gottes über die Jahrhunderte fort und bedient sich dabei der bescheidenen und einfachen Werkzeuge, die wir alle sind, die wir keine große Bedeutung in den Augen der Mächtigen und Zufriedenen auf dieser Welt haben. Es gibt kein besseres Beispiel als das Gleichniss vom Senfkorn, wenn es darum geht, diese Lehre Jesu verständlich zu machen. Aus dem Bescheidenen und Unbedeutenden kann Gott die Größe des Reiches Gottes entstehen und wachsen lassen: „Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche“ (Lk 10,4).
Wenn wir aus unserer Armut geben, wie es die Konferenz von Puebla nannte, bedeutet dies, dass wir einen einzigartigen und wichtigen Beitrag leisten: der Sinn für das Heil und die Befreiung, der Recihtum unserer Volksreligion, die Erfahrung der kirchlichen Basisgemeinschaften, das Aufblühen des Dienstes, die Hoffnung und die Freude des Glabens. Armut, Entsagung und Abstand sind die unverzichtbaren Voraussetzungen der Mission.
Und nicht zuletzt das Martyeium: bereits im Neuen Testament erfahren wir, dass die Mission und das Martyrium untrennbar miteinander verbunden sind. Der erste Zeuge dafür ist der Herr Jesus Christus selbst und die Hunderte von Märtyrern dieser „jungen Rebe“, die unser Kontinent ist. Man braucht dabei nur an die Bischöfe Romero, Ramos, Gerardi und Duarte und an Kardinal Posadas Ocampo denken. Guatemala selbst ist ein Land der Märtyrer.
Die Mission der Kirche wird durch diese Giganten des Glaubens gestärkt. Nur eine Kirche die in der Geschichte wurzelt und für den Geist des Auferstandenen Herrn offen ist kann sich in ein verantwortungsvolles Subjekt der Mission verwandeln. Wenn wir von dieser Evangelisierungserfahrung ausgehen können wir uns verantwortlich für die Mission ad gentes nach dem Vorbild der christlichen Urkirche engagieren. (SL) (Fidesdienst 20/11/2003 – 42 Zeilen, 467 Worte)


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