AFRIKA/SOMALIA - NEUE FRIEDENSKONFERNZ. „LEIDER IST DIE MENTALITÄT DER CLANS STÄRKER ALS DAS GEFÜHL FÜR DIE NATIONALE EINHEIT, WAS DAS FINDEN EINES WEGES ZUR BILDUNG EINER NEUEN REGIERUNG ERSCHWERT“, SO DER APOSTOLISCHE DELEGAT IN MOGADISCHU

Montag, 20 Oktober 2003

Dschibuti (Fidesdienst) – „Der Mord an Scheich Ibrahim Ali hängt wahrscheinlich mit den Rivalitäten zwischen den verschiedenen Klans zusammen, die Somalia seit über 10 Jahren in das Chaos des Bürgerkriegs gestürzt haben“, so Der Bischof von Dschibuti und Apostolische Administrator von Mogadischu, Giorgio Bertin, im Gespräch mit dem Fidesdienst zum Mord an dem somalischen Politiker, der in der Nähe von Nairobi (Kenia) tot aufgefunden worden war. In Kenia findet zurzeit eine Friedenskonferenz statt, in deren Rahmen erstmals seit dem Sturz von Siad Barre im Jahr 1991 eine Regierung der nationalen Einheit gebildet werden soll.
„Dies ist bereits die 14. Friedenskonferenz für Somalia in den vergangenen Jahren“, so Bischof Bertin, „doch bisher hat es nur wenige Erfolge gegeben. Leider ist die Mentalität der Clans stärker als das Gefühl für die nationale Einheit. Die somalische Bevölkerung ist Geisel der Häuptlinge dieser Clans, die vor allem darauf bedacht sind, die eigene Position zu festigen und die Hilfsmittel zu verwalten, die aus dem Ausland kommen.“
In diesem Zusammenhang erklärt Bischof Bertin: „Die internationale Staatengemeinschaft ist für dieses Situation mitverantwortlich. Wohin gelangen zum Beispiel die Hilfsmittel, die dem Land zur Verfügung gestellt werden. Es wäre interessant, Ermittlungen hinsichtlich der seit 1991 in das Land fließenden Mittel anzustellen. Man sollte sich bewusst sein, das die Bereitstellung von Hilfen ohne bestimmte Bedingungen für die Verteilung eher Schaden als Nutzen bringt. Damit werden ohne dies zu beabsichtigen, die kriegführenden Parteien finanziert, die sich dieser Mittel mit Gewalt bemächtigen und dann damit tun, was sie wollen.“
„Doch darüber darf man nicht vergessen, das die Hauptverantwortung bei den Einwohnern des Landes selbst liegt“, so der Bischof, „denn sie müssen die alte Mentalität überwinden und ich glaube, dass die Kirche diesen Menschen auf dem Weg zur Wahrheit und zur Gerechtigkeit helfen und dabei auch formen der irreführenden Solidarität überwinden kann“. „Dies ist keine einfache Aufgabe: wer klare Aussagen macht, wer gerechte Regeln für alle einführen will, wer sagt: ‚Ich helfe dir, aber du musst lernen auf deinen eigenen Füssen zu stehen’, der riskiert sein Leben, wie dies auch für Annalena Tonelli der Fall war“, klagt Bischof Bertin, der in diesem Zusammenhang an der Mord an der italienischen Laienmissionarin am vergangenen 5. Oktober erinnert. „Eine Delegation mit Vertretern des Kinderhilfswerks UNICEF, des Flüchtlingshochkommissariats UNHCR und der Weltgesundheitsorganisation WHO befindet sich derzeit in Borama, wo sie die Situation im von Annalena Tonelli gegründeten Krankenhaus überprüfen und nach Möglichkeiten der Fortführung ihrer Arbeit suchen. Wir hoffen, dass dies gelingen wird.“ (LM) (Fidesdienst, 20/10/2003 – 39 Zeilen, 444 Worte)


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