AFRIKA/BURUNDI - INFOLGE VON GEFECHTEN ZWISCHEN VERSCHIEDENEN HUTU-EINHEITEN VERLASSEN TAUSENDE ZIVILISTEN IHRE WOHNUNGEN. WENN ES KEINEN FRIEDEN GIBT SOLL AUCH DAS FRIEDENSKONTINGENT ABGEZOGEN WERDEN

Dienstag, 30 September 2003

Bujumbura (Fidesdienst) – Seit zwei Wochen finden in der Umgebung der burundischen Hauptstadt Bujumbura heftige Gefechte statt. Nach Angaben von einheimischen Beobachtern sollen sich dabei die Rebellen der FDD und die Milizionäre der Rebellenbewegung FLN bekämpfen. Beiden Rebellenbewegungen gehören Hutus an. Die FDD waren bei der Verfolgung von Deserteuren in ein von der FLN kontrolliertes Gebiet eingedrungen. „Es handelt sich dabei um ein Gebiet, das sich seit Jahren fest in den Händen der FLN befindet und in das sich nicht einmal die Soldaten der regulären Streitkräfte trauen“, so die Beobachter, „Das Übertreten der Grenze bei der Verfolgung der Deserteure wurde deshalb als Casus Belli betrachten“.
Infolge der heftigen Gefechte verließen zahlreiche Zivilisten ihre Wohnungen. Nach angaben der Fides Quellen, „stehen ganze Dörfer leer, die von den verängstigten Einwohnern verlassen wurden“. Die Zahl der Binnenflüchtlinge wird auf rund 47.000 geschätzt. Besonders schlimm ist die Situation in der 12 Kilometer von Bujumbura entfernt gelegenen Gemeinde Mpanda, wo sich 4.500 Menschen leben, die weder Lebensmittel noch Medikamente haben. „Das Gebiet um Bujumbura wurde von den Vereinten Nationen als Phase 4 eingestuft. Dies bedeutet, dass die Hilfswerke der Vereinten Nationen sich aus Sicherheitsgründen nicht in diese Gebiete begeben können“, so die Fidesquellen. „Diese Menschen werden also in nächster Zeit nicht versorgt werden“, so die Beobachter. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) führt zwar Hilfsprogramm in Burundi durch, bestätigt jedoch Schwierigkeiten bei der Verteilung in einigen Landestielen.
Auf politischer und militärischer Ebene „wurde die FLN stets der FDD als unterlegen betrachtet, doch die Rebellen stellen unter Beweis, dass sie diszipliniert und gut ausgebildet sind und in der Lage, einer numerisch überlegenen Truppe standzuhalten.“, so die Beobachter. „Man wird abwarten müssen, welche Auswirkungen dies auf die Friedensverhandlungen haben wird, bei denen die Rebellen der FDD zunehmend anspruchsvolle Forderungen gestellt haben, zum Teil auch zu Lasten der anderen Rebellengruppen2.
Der Friedensprozess in Burundi war nach dem jüngsten Treffen zwischen der Regierung und den Rebellen in Dar As Salaam (Tansania) am 15. September zum Stillstand gekommen. „Die Begegnung war gescheitert, nachdem die Regierung nicht auf die von den Rebellen gestellten Forderungen eingehen wollte“, so die Fidesquellen.
In Burundi sollen afrikanische Friedenseinheiten die Aufnahmelager für ehemalige Kämpfer aus den Reihen der Guerillatruppen überwachen. Die afrikanischen Soldaten haben jedoch kein Mandat zum Eingreifen im Fall von Gefechten. Die Kosten für das Kontingent belaufen sich für 6 Monate auf 120 Millionen Euro, von denen 25 von der Europäischen Union bereitgestellt werden. „Wenn es bei den Friedensverhandlungen keinen Fortschritt gibt, werden die Friedenseinheiten abgezogen werden, da die internationale Staatengemeinschaft nicht bereit ist, Gelder für eine zum Scheitern verurteilte Mission auszugeben“, befürchten die Beobachter. (LM) (Fidesdienst, 30/9/2003 – 43 Zeilen, 458 Worte)


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