AFRIKA/LIBERIA - VERTEILUNG VON LEBENSMITTEL AN DIE VOM KRIEG ERSCHÖPFTE BEVÖLKERUNG WIEDER AUFGENOMMEN. BANDITENTUM BEHINDERT HILFSPROGREMME IN MEHREREN REGIONEN

Montag, 1 September 2003

Monrovia (Fidesdienst) – „Die Menschen sehen nach langen Jahren des Krieges und der Verzweiflung wieder Licht am Ende des Tunnels“, so die Consolata Schwestern von der Mission in dem rund 50 Kilometer südlich von der liberianischen Hauptstadt Monrovia gelegenen Harbel im Gespräch mit dem Fidesdienst. „Nachdem die Friedenseinheiten der Vereinten Nationen (ECOMIL) stationiert wurden, ist die Situation in Monrovia ziemlich ruhig“, so die Missionsschwestern. „Nun versuchen die ECOMIL-Einheiten in die inneren Landesteile zu gelangen und aus diesem Grund wurden Verhandlungen mit den Guerillatruppen eingeleitet, die diese Gebiete belagern. Nicht alle Guerillatruppen haben eine eindeutige Führung, so dass es manchmal schwierig ist, einen Gesprächspartner für Verhandlungen über den Transit von Hilfsmittel für die Zivilbevölkerung zu finden.“
„Die Situation in Monrovia beginnt sich langsam zu normalisieren“, so auch P. Mauro Armanini von der Gesellschaft der Afrikamissionen gegenüber dem Fidesdienst. „Doch in verschiedenen Landesteilen wird weiterhin gekämpft. Ich selbst bin Zeuge solcher Gefechte. Vor kurzem habe ich ein rund 100 Kilometer von Monrovia entferntes Gebiet besucht und dort tausende von Menschen auf der Flucht gesehen. Die LURD-Rebellen liefern sich immer noch Gefechte mit kleineren Milizen, die versuchen ihre Beute zu sichern, bevor sich die Lage endgültig stabilisiert. Dabei handelt es sich jedoch weniger um Guerillakampf sondern vielmehr um Banditentum. Wie üblich zahlt die Zivilbevölkerung den Preis dafür“.
Pater Armanini bestätigt die Ankunft von Hilfslieferungen. „Das Welternährungsprogramm und verschiedene Nichtregierungsorganisationen haben die Verteilung von Hilfsgütern wieder aufgenommen, obschon es aufgrund der Sicherheitslage noch zu Verzögerungen kommt. Deshalb gibt es immer noch tausende von Menschen, die noch kein einziges Reiskorn bekommen haben. Diese Menschen warten seit drei Monaten auf Hilfe“.
Am 18. August einigten sich die liberianische Regierung und die beiden größten Guerillagruppen des Landes, LURD (Vereinigte Liberianer für Versöhnung und Demokratie) und MODEL (Bewegung für Demokratie in Liberia), auf ein Friedensabkommen, das die Schaffung einer Übergangsregierung vorsieht, die Wahlen innerhalb der kommenden zwei Jahre vorbereiten soll. Die Übergangsregierung soll die Regierungsgeschäfte am kommenden 14. Oktober übernehmen. Unterdessen leitet Moses Blah die Regierungsgeschäfte. Die Vereinbarungen wurden eine Woche nach der Ausreise des ehemaligen Staatschefs Charles Taylor nach Nigeria unterzeichnet. Taylor war 1997 gewählt worden und wird heute vom internationalen Strafgericht in Sierra Leone wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verfolgt.
Zur Unterstützung des Friedensprozesses wurden 3.250 Soldaten in Liberia stationiert, die einer internationalen Friedenstruppe angehören. Die Soldaten kommen größtenteils aus den Ländern der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWS/CEMAC). (LM) (Fidesdienst, 1/9/2003 – 39 Zeilen, 406 Worte)


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