VATIKAN - INTERNATIONALES RECHT, WEG ZUM FRIEDEN: INTERVIEW MIT DEM PRÄSIDENTEN DES PÄPSTLICHEN RATES FÜR GERECHTIGKEIT UND FRIEDEN, ERZBISCHOF RENATO MARTINO ZUM THEMA DES WELTFRIEDENSTAGS 2004

Mittwoch, 23 Juli 2003

Vatikanstadt (Fidesdienst) – „Die Menschheit steht vor einer entscheidenden Herausforderung: wenn es nicht gelingt Institutionen zu schaffen, die auf wirksame Art und Weise Kriege verhindern können, besteht die Gefahr, dass das Recht des Stärkeren die Stärke des Rechts besiegt“, heißt es in der Verlautbarung des Heiligen Stuhls zur Bekanntgabe des Themas zum Weltfriedenstag am 1. Januar 2004: „Das internationale Recht, ein Weg zum Frieden“. Dieses Thema erläutert der Präsident des Päpstlichen Rats für Gerechtigkeit und Frieden, der auch die Feier zum Weltfriedenstag zelebrieren wird.

Exzellenz, soll das ausgewählte Thema die multilaterale Zusammenarbeit und die unersetzbare Rolle der Vereinten Nationen bei der Verhinderung von Kriegen und der Sicherung des Friedens hervorheben?
Meine Erfahrung bei den Vereinten Nationen hat mich von der Wichtigkeit dieses Forums überzeugt, denn es ist das einzige das aufgrund seiner repräsentativen Zusammensetzung eine Plattform für einen weltweiten Dialog darstellen kann. In diesem Sinn handelt es sich um eine unersetzbare Organisation und in diesem Sinn hat der Heilige Stuhl sie stets unterstützt, wie auch das jüngste Schreiben des Staatssekretärs, Kardinal Angelo Sodano an den Generalsekretär der Vereinten Nationen Kofi Annan unter Beweis stellt. Das Thema des kommenden Weltfriedenstags wird den Wert des Rechts im Rahmen der internationalen Beziehungen hervorheben, das auf einem wesentlichen Prinzip gründen soll: pacta sunt servanda.

Sind die Vereinten Nationen, in ihrer heutigen Form Ihrer Ansicht nach in der Lage diese lebensnotwendige Aufgabe zu erfüllen oder währe eine seit langem erwartetet und bisher ausgebliebene Reform notwendig?
Seit langem wird über die Notwendigkeit einer Reform der Vereinten Nationen auf den verschiedenen Ebenen gesprochen. Der Heilige Stuhl ist davon überzeugt, und dies nicht erst seit heute, dass das Gemeinwohl der Welt mit angemessenen Strukturen und universaler Kompetenz verfolgt werden muss. Hier ist auch die in der Enzyklika Pacem in Terris, deren vierzigsten Jahrestag wir dieses Jahr feiern durften enthaltene Lehre eindeutig. Es scheint mir, dass Reformen in zweifacher Weise stattfinden sollten: auf der einen Seite sollte der Sicherheitsrat gestärkt werden und auf der anderen Seite sollten die Vereinten Nationen mehr Ordnung und Sicherheit garantieren und dies nicht nur unter politischen und militärischen Gesichtspunkten sondern auch im wirtschaftlichen und sozialen Bereich. Zum Beispiel erfordern die neuen Fragen zum Umweltschutz und zur Gesundheit dringende Maßnahmen, die von allen respektiert werden.

Wie wird der Päpstliche Rat für Gerechtigkeit und Frieden zum Gelingen des kommenden Weltfriedenstages beitragen?
Der Rat, dem ich vorsitzen darf, fühlt sich zutiefst verpflichtet, die Voraussetzungen zu schaffen, die eine Umsetzung der vom Heiligen Vater mit der Wahl des Themas zum Weltfriedenstag vorgegebenen Perspektiven ermöglichen. Insbesondere werden wir im kommenden Herbst bei den Vereinten Nationen zwei Sitzungen veranstalten, in deren Mittelpunkt die Enzyklika Pacem in Terris steht: an der Sitzung in New York wird voraussichtlich auch der Generalsekretär der Vereinten Nationen Kofi Annan teilnehmen, zur zweiten Sitzung in Paris ist der Generaldirektor der UNESCO, Koichiro Matsuura geladen. (SL) (Fidesdienst, 23/7/2003 – 47 Zeilen, 491 Worte)


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