EUROPA/ITALIEN - INTERNATIONALES SYMPOSIUM „UNIVERSITÄT UND KIRCHE IN EUROPA“ – UNIVERSITÄTEN ALS ORT DER BEGEGNUNG ZWISCHEN EVANGELIUM UND KULTUR

Freitag, 18 Juli 2003

Rom (Fidesdienst) – „Wahrscheinlich hat es in Europa noch nie ein Symposium dieser Art gegeben. Wir sind aus über 40 Ländern zusammengekommen um dem Dialog zwischen Universität und Kirche neue Impulse zu geben. Ein Dialog, der, wenn auch mit Höhen und Tiefen, seit Jahrhunderten andauert“, so Bischof Amédée Grab von Chur, Vorsitzender des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) in seiner Eröffnungsansprache zum internationalen Symposium „Universität und Kirche in Europa“ (17.-20. Juli), der gestern in den Räumlichkeiten der Päpstlichen Lateranuniversität in Rom eröffnet wurde und an dem rund 2000 Delegierte teilnehmen. Zu Beginn des neuen Jahrtausends und am Vorabend wichtiger Ereignisse in der europäischen Geschichte, „fühlen wir uns dafür verantwortlich, gemeinsam jenes Licht zu suchen, dessen unsere Geschichte dringend bedarf“, so Bischof Grab, der auch betonte, dass die Zeit „einer neuen Evangelisierung und Inkulturation des Evangeliums auf unserem Kontinent“ gekommen sei, und dass „die Universitäten der wichtigste Ort der neuen Begegnung zwischen Evangelium und Kultur sei“. Besonders wichtig sei dabei, dass das „Projekt einer universalen Wissenschaft, wie es die ersten Universitäten verwirklichen wollten“ beiseite gelegt werden sollte, denn „zu einem Zeitpunkt, an dem in der Europäischen Union eine Erweiterung stattfindet, viele das Bedürfnis empfinden die eigenen Identität, Kultur und Sprache zu bewahren“. „Es ist nicht einfach, die Einheit zu fördern und gleichzeitig alle Unterschiede zu respektieren“, betonte Bischof Grab.
„Europa ist an einem Scheideweg seines Lebens angelangt und das Gefühl, dass wir Europäer uns an einer wichtigen Wende auf unserem Weg befinden, breitet sich immer weiter aus“, so der Rektor der Katholischen Universität „Sacro Cuore“, Professor Lorenzo Ornaghi. Damit die großen Veränderungen verstanden und in gewisser Weise vorhersehbar werden, sei eine tief greifende Reflexion notwendig und zwar nicht nur was die historischen und heutigen Verbindungen zwischen Universität und Kirche in Europa anbelange, sondern auch zu „allen anderen positiven Möglichkeiten, die eine erneuerte Beziehung für die Garantie der europäischen Verfassung und die Mögliche Rolle Europas beim Aufbau einer politischen und wirtschaftlichen Weltordnung spielen kann … Die Kultur wird uns den Weg aufzeigen, dem wir folgen müssen, damit Europa nicht unbeweglich und bedeutungslos an diesem Scheideweg stehen bleibt.“
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, befasste sich in seiner Eröffnungsvorlesung zum Symposium mit dem Thema des Dialogs, den er als „grundlegend für eine neue Kultur“ bezeichnete. In seiner Vorlesung befasste er sich im Einzelnen mit den Veränderungen innerhalb der europäischen Universitäten, der Spannung zwischen Glauben und Wissen, der Präsenz der Kirche in den Universitäten und der Welt der Wissenschaft sowie mit den Herausforderungen und Möglichkeiten, die Europa bietet.
„Im Laufe der Jahrhunderte, ist die Zahl der Universitäten gestiegen und ihr Aussehen hat sich verändert“ so Kardinal Lehmann. Heute steige die zahl der Studenten und Universitäten und Begriffe wie „Leistung“ und „Wettbewerb“ werden immer häufiger mehr im wirtschaftlichen Sinn benutzt und zwar zu Lasten der Vielfalt der Disziplinen und kleinerer Fakultäten wie zum Beispiel Theologie, dabei sei auch die zahl der Studenten, die ein Auslandsstudium absolvieren minimal. „Auch wenn der Horizont der Universitäten größer und ausgedehnter wurde bleibt er für die Kirche weiterhin ein wichtiges Arbeitsfeld“, so Kardinal Lehman. Theologiewissenschaften, katholische Universitäten und Universitätspastoral seine die Zeichen – wenn auch nicht die einzigen – der Präsenz der Kirche innerhalb der Universitäten und der Wissenschaft, wobei es jedoch nicht einfach sei einen Dialog herzustellen und fortzuführen.
Kardinal Lehmann bezeichnete die Universität auch als „Teil einer europäischen Identität“ im Sinne von „Öffnung gegenüber Wissen und Kenntnissen bezüglich anderer Regionen und Religionen“; zur europäischen Identität gehöre jedoch auch das Wissen von den eigenen Wurzeln“. Das bisherige Ausschließen des ausdrücklichen Bezugs auf das Christentum im Entwurf der europäischen Verfassung könne sich auch auf die Universitäten auswirken, die „nicht nur Dienstleistungsbetriebe der Forschung oder Agenturen für den Bedarf der Wirtschaft an Bildung“ seien sonder auch „Orte des Geistes und der Wahrheitssuche“. (SL) (Fidesdienst, 18/7/2003 – 55 Zeilen, 649 Worte)


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