AFRIKA/BURUNDI - SEIT FÜNF TAGEN HEFTIGE KÄMPFE IN BUJUMBURA. VIELE MENSCHEN SUCHEN ZUFLUCHT IN CARITASZENTREN

Freitag, 11 Juli 2003

Bujumbura (Fidesdienst) – „Von hier aus hören wir die Schüsse“, so Beobachter aus Bujumbura (Burundi) gegenüber dem Fidesdienst. „Seit fünf Tagen halten die FNL-Rebellen die Landeshauptstadt Bujumbura unter Beschuss“, so die Fidesquellen. „Die Menschen sind terrorisiert. Die Gefechte konzentrieren sich vor allem auf die südlichen Stadtteile, doch auch in anderen Stadtvierteln gingen Bomben nieder. Bei einem Bombenangriff auf Zentralbank starben drei Menschen. Ein weiterer Angriff wurde auf den Markt verübt. Außerdem wurden verschiedenen Regierungseinrichtungen, insbesondere das Verteidigungsministerium getroffen“, erklären die Beobachter weiter.
„Die Situation verschlimmert sich stündlich, so dass die Soldaten inzwischen auch die Zivilisten aufgefordert haben, zu den Waffen zu greifen und die Armee beim der Verteidigung der Stadt zu helfen. Es könnte zu einem wahren Blutbad kommen. Bei den Gefechten starben bisher nach offiziellen Angaben mindestens 30 Menschen doch die tatsächliche Zahl der Opfer ist bestimmt viel höher. In den Caritaszentren halten sich viele Verletzte und Vertriebene auf, die dort Zuflucht gesucht haben“, berichten die Fidesquellen.
Plünderungen und Unruhen werden auch aus 16 Pfarreien in den 17 Provinzen des Landes gemeldet. Diese Übergriffe wurden von den Milizionären der Rwasa-FNL verübt, die als einzige Fraktion der Rebellenbewegung das Waffenstillstandsabkommen mit der Regierung der Nationalen Einheit unter Präsident Domitien Ndayizeye nicht unterzeichnet haben.
In Burundi herrscht seit 1993 ein Bürgerkrieg, in dem sich die Regierungsstreitkräfte, der vorwiegend Soldaten aus dem Volk der Tutsi angehören und verschiedene Rebellen-Bewegungen de Hutu-Volkes gegenüberstehen. Bei diesem Krieg starben bisher mindestens 300 Menschen. Im Jahr 2000 waren in Aruhsa (Tansania) Vereinbarungen unterzeichnet worden in deren Rahmen man sich auf die Bildung einer Übergangsregierung verständigt hatte, an der die meisten politischen Parteien in Burundi beteiligt sind. Während der ersten 18 Monate wird die Regierung von einem Tutsi geleitet, dem ein Vizepremier aus dem Volk der Hutu zur Seite steht; in den darauf folgenden 18 Monaten wird die Regierung von einem Präsidenten aus dem Hutu-Volk geführt, dem ein Stellvertreter aus dem Volk der Tutsi zur Seite steht. Mit diesem Schema soll das Misstrauen zwischen den beiden Völkern überwunden werden, zwischen denen seit Jahren eine tiefe Spaltung herrscht.
Präsident Ndayizeye hat die Regierungsgeschäfte am 1. Mai dieses Jahres übernommen. Die Übergansregierung soll freie Wahlen für das Jahr 2004 vorbereiten. Zur Unterstützung des Friedensprozesses hat die Afrikanische Union in Burundi eine 3.500 Mann starke Friedenstruppe stationiert, der es jedoch offensichtlich schwer fällt, die Gefechte unter Kontrolle zu halten. (LM) (Fidesdienst, 11/7/2003 – 36 Zeilen, 401 Worte)


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