ASIEN/LIBANON - Patriarch Rai: Der neue Präsident sollte keinem der beiden “Blöcke” angehören

Montag, 28 Juli 2014

Diman (Fides) - “Die ‘Allianz des 14. März' will keinen Präsidenten aus den Kreisen der ‘Allianz des 8. März'. Und die ‚Allianz des 8. März ' will keinen Präsidenten aus den Kreisen der ‘Allianz des 14. März'. Deshalb muss man nach einem Präsidenten suchen, der keinem der beiden Blöcke angehört”. So beschreibt der maronitische Patriarch, Kardinal Bechara Boutros Rai, den seiner Meinung nach einzigen Ausweg aus dem politischen Stillstand, der seit Monaten zu einer Zuspitzung der politischen und institutionellen Krise im Libanon führt, wo die beiden größten politischen Blöcke sich nicht auf die Wahl eines neuen Staatsoberhauptes einigen können. Das institutionelle System des Libanon sieht vor, dass das Amt des Präsidenten mit einem maronitischen Christen besetzt wird. Nach Ansicht von Kardinal Rai “gibt es viele Personen aus maronitischen Kreisen, die des Amtes des Staatsoberhauptes würdig wären”. Zu der politischen und institutionellen Krise im Land der Zedern äußerte sich der Patriarch in seiner Predigt beim gestrigen Sonntagsgottesdienst in seiner Sommerresidenz in Diman.
Die libanesische Verfassung schreibt vor, dass ein neuer Präsident zwei Monate vor Ablauf des Mandats seines Vorgängers gewählt wird. Das Mandat des scheidenden Präsidenten Michel Sleiman endete bereits Ende Mai. Seither scheiterten alle Versuche einer Wahl an den gegensätzlichen Positionen der beiden Blöcke, die die politische Bühne des Landes beherrschen: die Allianz des 8. März, in der sich die Hisbollah und die Freie Patriotische Partei unter dem ehemaligen maronitischen Armeegeneral Michel Aoun zusammenschließen und die Allianz des 14. März, in der sich die Libanesische Partei unter dem Maroniten Samir Geagea und die sunnitische ‚Zukunfts’-Partei unter Saad Hariri verbünden. In seiner Predigt, die dem Fidesdienst vorliegt, erinnerte der Patriarch erneut daran, dass das Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen die Geschichte des Libanon kennzeichnet, was er auch als Gegenmittel gegen die sektiererischen Unruhen in der Region bezeichnet: “Über zweitausend Jahre hinweg”, so Kardinal Rai, “haben Christen die Kultur in der Region durch das Evangelium geprägt, wo es auch eine 1.400 Jahre alte islamische Kultur gibt, wobei man sich stets auf der Grundlage einer Philosophie des Zusammenlebens begegnete. Dies macht das Profil der Botschaft aus, für die der Libanon steht, der eine Modernisierung fern von Extremismus und Fundamentalismus auf den Weg gebracht hat”. (GV) (Fides 28/7/2014).


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