AFRIKA/NIGERIA - Kardinal Onaiyekan: “Boko Haram gefährdet den Zusammenhalt der Armee”

Freitag, 6 Juni 2014

Abuja (AFides) - “Durch Boko Haram ist der Zusammenhalt der nigerianischen Streitkräfte gefährdet, vor allem wenn man das, was im Norden des Landes geschieht als Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen betrachtet” so der Erzbischof von Abuja, Kardinal John Olorunfem Onaiyekan, zum Fidesdienst.
Die einheimische Presse berichtet, dass ein Dutzend Offiziere und verschiedene Mitglieder der Armee von einem Kriegsgericht wegen Lieferung von Waffen an die Boko Harem verurteilt wurden. “Zeitungen beziehen sich bei ihrer Berichterstattung auf Quellen aus den Reihen des Militärs, doch die Armee dementiert diese Berichte”, so Kard. Onaiyekan. “Ich bin mir sicher, dass wir mit der Zeit die Wahrheit erfahren werden. Doch es ist gewiss, dass es in den Reihen der Armee Sympathisanten der Boko Haram gibt. Doch mein weiß nicht, wie viele se sind”.
“Meine Befürchtung ist”, so der Kardinal weiter, „dass die Kampagne gegen Boko Haram als Angriff auf den Islam ausgelegt wird. Denn genau das will Boko Haram heute. Leider tendiert man auch unter Christen den Kampf gegen Boko Haram als Auseinandersetzung zwischen Christen und Muslimen darzustellen. Diese Interpretation ist sehr gefährlich, denn es könnte auch den Zusammenhalt der Sicherheitskräfte untergraben. In der Armee gibt es Christen und Muslime, die bisher gemeinsam handelten, nämlich als Soldaten unserer Armee”.
Unterdessen kommt es zu weiteren Angriffen der islamistischen Sekte im Norden Nigerias, insbesondere im Staat Borno, wo bei Übergriffen auf vier verschiedene Dörfer mindestens 100 Menschen ums Leben kamen. “Die Entführung der Schülerinnen hat die internationale Aufmerksamkeit auf unser Land gelangt. Doch dies ist nur ein Aspekt eines sehr umfassenden Problems, dass größer ist als man anfangs dachte. Die Tatsache, dass über 200 Mädchen sich fast 50 Tage nach der Entführung immer noch in den Händen der Entführer befinden, zeigt, dass ein Teil des Landes nicht mehr von der Regierung kontrolliert wird”, so der Kardinal. “Wir müssen einen nationalen Dialog auf den Weg bringen und entscheiden, wie es in unserem Land weitergehen soll. Wir müssen uns mit den konkreten Problemen Nigerias befassen: dazu gehören die Forderungen von Boko Haram genau so wie die Bekämpfung der Korruption”, so Kard. Onaiyekan abschließend. (L.M.) (Fides 6/6/2014)


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