AFRIKA/ÄGYPTEN - Al-Sisi über die Beziehungen zwischen Politik und Religion: man muss zwischen „persönlichem“ und „staatlichem“ Islam unterscheiden

Dienstag, 6 Mai 2014

Kairo (Fides) – Im ersten ausführlichen TV-Interview seiner Wahlkampagne, das am Montag, den 5. Mai von zwei ägyptischen Privatsendern ausgestrahlt wurde, bekräftigtet der ehemalige General Abdel Fattah al-Sisi (der als Favorit bei den Präsidentschaftswahlen am 25. und 26. Mai gilt), dass es im Falle seines Sieges entsprechend der neuen Verfassung in Ägypten keine auf einer religiösen Ideologie basierenden Parteien mehr geben wird, angefangen bei den Muslimbrüdern. Die Ideologie der Muslimbrüderschaft, so al-Sisi – basiere vor allem auf religiöser “Arroganz”. “Aus dem Blickwinkel dieser Gruppen“, so der ehemalige General, “sind wir keine wahren Muslime. Sie glauben, dass ein Konflikt unvermeidbar ist, weil sie uns als Nichtgläubige betrachten”.
Im Verlauf des lagen Interviews beizeichnete sich der voraussichtliche künftige Präsident Ägyptens als “muslimischer Ägypter”, verurteilte jedoch jede Art von Diskriminierung auf religiöser Basis. Wiederholt erläuterte er seine Vorstellung von den Beziehungen zwischen Islam, Politik und staatlichen Institutionen. Dabei unterschied er zwischen “persönlichem” Islam, der die Beziehung des einzelnen zu Gott durch Beten, Fasten und andere religiösen Praktiken umfasst und “staatlichem Islam”, der als Bezugspunkt der Institutionen im Hinblick auf allgemeine ethischen Prinzipien verstanden wird, die in den islamischen Gesetzen enthalten sind.
“Dabei”, so der koptisch-katholische Bischof von Guizeh, Antonios Aziz Mina “kann man von einer gewissen Ähnlichkeit zwischen der Position Al-Sisis und dem Verständnis der Beziehungen zwischen Politik und Religion sprechen, das den ehemalige Präsident Gamal Abd el-Nasser kennzeichnete, der von vielen als Vater des modernen Ägypten betrachtet wird”.
Auch Bischof Mina, bekräftigt jedoch, wie dies bereits der koptisch-orthodoxe Patriarch Tawadros II. tat. Dass die christlichen Kirchen in Ägypten offiziell sich auf keinen der beiden Kandidaten festlegen (neben al-Sisi bewirbt sich der linke Politiker Hamdin Sabahi um das Amt des Präsidenten): “Die Kirchen“ so Bischof Antonios Aziz Mina, “unterstützen offiziell niemanden. Sie laden alle Ägypter auf, auf der Grundlage dessen zu wählen, was Gott ihnen geschenkt hat: Vernunft, Gewissen und Intelligenz”. (GV) (Fides 6/5/2014).


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