AFRIKA/TANSANIA - Bischöfe: “Grund für die Gewalt gegen Christen ist neben religiösem Extremismus auch die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt”

Mittwoch, 9 April 2014

Rom (Fides) - “Es gibt bei uns Muslime, die die Christen aus der Gesellschaft beseitigen wollen, da sie den Islam als einzige Religion Tansanias betrachten”, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz von Tansania, Bischof Tarcisius Ngalalekumwta von Iringa im Gespräch mit dem Fidesdienst anlässlich des Ad Limina-Besuchs der tansanischen Bischöfe in Rom.
“Natürlich sind das extreme Positionen und sie reflektieren nicht die öffentliche Meinung der einheimischen Muslime. Denn unter diesen gibt es viele herausragende Vertreter, mit denen ein Dialog des Friedens möglich ist“, so der Bischof weiter
Die tansanischen Bischöfe prangerten jedoch in der jüngsten Vergangenheit immer wieder Einschüchterungsversuche gegen Christen in Tansania an (vgl. Fides 22/5/2013). Zu den größten Spannungen kam es auf der Insel Sansibar, wo es in den vergangenen Jahren zu Anschlägen auf christliche Priester und Kultstätten kam (vgl. Fides 28/2/2014).
“Derzeit ist die Situation auf der Insel Ruhig, auch weil sich die Aufmerksamkeit der Menschen auf die Verfassungsreform und die Möglichkeit der Bildung neuer Regierungen konzentriert (zum einen auf Bundesebene und zum anderen auf lokaler Ebene in Tanganika und Sansibar, Anm. d. Red.)”. so Bischof Augustine Shao von Sansibar zum Fidesdienst.
Zu möglichen Zusammenhangen zwischen der Verfassungsdebatte und den Spannungen auf der Insel sagt Bischof Shao: “Man kann es nicht wissen, denn hinter den Anschlägen auf Christen verbirgt sich ein Mix aus politischen, religiösen oder ganz einfach kriminellen Beweggründen. Als Christen und Muslime haben wir jahrhundertelang friedlich zusammengelebt, wovon auch viele gemischte Ehen zeugen”. “Die Welle der Anschläge hat deshalb eher Gründe, die in der jüngeren Vergangenheit zu suchen sind und die wirtschaftlicher, politischer und religiöser Art sein können und zum Teil auch von extremistischen Predigern aus dem Ausland verbreitet werden. Ich glaube, dass diese drei Aspekte dazu beitragen, dass es auf Sansibar immer wieder zu Gewalt gegen Christen kommt”.
“Ich selbst lebe seit rund 20 Jahren auf Sansibar”, so Bischof Shao weiter, “und ich kann sagen, dass die einheimischen muslimischen Gemeinden sehr offen und tolerant sind. Wer Gewalt predigt und versucht die Gemüter anzuheizen, kommt von außen”. “Auf der Insel gab es in den vergangenen Jahren eine Zunahme bei den Einwanderern aus anderen Teilen Tansanias und aus dem Ausland“, so der Bischof abschließend, „Dies hat dazu geführt, dass Unzufriedenheit unter den Einheimischen und insbesondere unter den arbeitslosen Jugendlichen entstand, die das Gefühl haben, dass Fremde, die geringere Löhne akzeptieren, schneller einen Arbeitsplatz finden“. „Die Situation ist sehr komplex und es gibt mit Sicherheit nicht nur einen Grund für die Gewalt gegen Christen”, betont der Bischof. L.M.) (Fides 9/4/2014)


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