ASIEN/LIBANON - Patriarch Rai mahnt die libanesischen Politiker: kümmert euch um den Aufbau eures Landes und mischt euch nicht in den syrischen Konflikt ein

Montag, 20 Mai 2013

Bogota (Fidesdienst) – Am Rande seines Besuchs bei den maronitischen Auslandsgemeinden in Lateinamerika wandte sich der maronitische Patriarch von Antiochien, Kardinal Bechara Boutros Al-Rai mit einer ernsten Mahnung an die libanesischen Politiker, denen es nicht gelingt sich auf einen Entwurf für eine neues Wahlrecht zu einigen, das das Land aus einer gefährlichen politischen und institutionellen Lähmung herausführen würde. „Ich bin der Meinung“, so der Patriarch am Samstag, den 18. Mai in Bogota in einem Appell, der dem Fidesdienst vorliegt, „müssen sich die Politiker im Libanon gegenüber der Geschichte und der Nation verantworten. Wenn es ihnen nicht gelingt ein Wahlrecht zu verabschieden, das unseres Landes würdig ist, dann werden sie unser Volk enttäuschen“. Nach Ansicht von Kardinal Rai „brauch der Libanon neue Gesichter in der Regierung“. Der anhaltende politische Stillstand und das Nichtvorankommen des Wahlgesetzes sowie die Unmöglichkeit einer neuen Regierungsbildung zeigten, dass „die gegenwärtige politische Klasse des Landes nicht würdig und nicht fähig ist, die Führung im Land zu übernehmen“.
Der Patriarch äußerte sich auch zur Haltung libanesischer Politiker im Zusammenhang mit dem Konflikt in Syrien: „Der Krieg in Syrien“, so Kardinal Rai, „hat die Libanesen in zwei Fraktionen gespalten. Die einen stellen sich auf die Seite der Opposition und die anderen auf die Seite der Regierung unter Assad. Doch ich möchte laut sagen, dass dies nicht unsere Angelegenheit ist und dass wir uns nicht in der internen Angelegenheit eines Landes einmischen dürfen. Deshalb lautetet meine Aufforderung an die Politiker und die Verantwortlichen im Libanon: kümmert euch um den Aufbau eures eigenen ruinierten Landes und nicht um den Krieg in Syrien. Ihr dürft nicht länger mit dem Schicksal unseres Landes spielen, das der Welt so viel gegeben hat“. Der Patriarch bedauert vor allem die Situation junger Maroniten, die nach einem Universitätsstudium auswandern und vor der Unsicherheit und den prekären Verhältnissen in der libanesischen Gesellschaft fliehen müssen.
Im Hinblick auf das Thema des Wahlrechts – das vor allem von christlichen Politikern sehr kontrovers diskutiert wird – sollten die Politiker nach Ansicht des Kirchenvertreters nicht die eigenen Interessen oder die eines bestimmten Sektors vor Augen haben, sondern an das Wohl der Nation. Vor allem dürfe ein Land in einer so schwierigen historischen Epoche nicht lange ohne Regierung bleiben. „Ich hoffe, dass dieser Appell die Herzen und die Gewissen der Politiker erreicht, damit sie ein Wahlrecht formulieren, das sich in den Dienst der Würde des Landes und des Volkes stellt. Andernfalls, so der Patriarch, sollen sie von allen ihren Ämtern in der Regierung zurücktreten.“ (GV) (Fidesdienst, 20/05/2013)


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