ASIEN/IRAK - Chaldäischer Patriarch Sako: „Christen sind nicht immun gegen Sektierertum“

Mittwoch, 6 Februar 2013

Rom (Fidesdienst) – Am Donnerstag, den 7. Februar, wird der neue chaldäische Patriarch von Babylon, Louis Sako, im Rahmen einer Willkommenszeremonie der Regionalregierung in Kurdistan in Erbil empfangen werden. Die zivilen und religiösen Behörden werden den neuen Patriarchen in der chaldäische „St. Josephs“-Kathedrale in Ankawa, einem Vorort der Hauptstadt des irakischen Kurdistan willkommen heißen. In der kommenden Woche wird der neue Patriarch über Kirkuk im Norden des Irak, wo er bis zu seiner Wahl zum Patriarchen als Erzbischof tätig war, nach Bagdad umziehen, wo am kommenden 6. März die offizielle Amtseinführung stattfinden wird.
Im Gespräch mit dem Fidesdienst dementiert der Patriarch das Gerücht von einer möglichen Umsiedelung des chaldäische Patriarchats in die Vereinigten Staaten: „Ich werde in Bagdad residieren, denn ich will unter meinen christlichen Brüder und Schwestern und unter allen anderen sein, die dort weiterhin unter schwierigen Umständen leben. Als Hirten müssen wir Vorbild sein und nicht unsere eigene Sicherheit in den Vordergrund stellen, vor allem in einem kritischen Moment, wie ihn der Irak erlebt. Die nächste Synode der chaldäischen Kirche wird in Bagdad stattfinden und ich habe alle anderen Bischöfe, einschließlich denjenigen, die in der Diaspora leben, gebeten, anwesend zu sein. Dies wird für die Christen, die Regierung und alle Iraker möglicherweise eine Ermutigung sein: wenn sie sehen, dass die chaldäischen Bischöfe ihre Synode abhalten und den Präsidenten und den Premierminister besuchen, wird dies für eine ein Signal der Präsenz der Kirche sein und sichtbar machen, dass man nicht unbedingt weggehen muss“.
Nach Ansicht des chaldäischen Patriarchen sind auch Christen im heutigen Irak nicht immun gegen das Sektierertum, das unter den Völkern des Nahen Ostens weit verbreitet ist: „Heute ist zum Beispiel zu hören: ich fühle mich mehr Armenier als Christ, mehr Assyrer als Christ, mehr Chaldäer als Christ. Und es gibt die Mentalität der Volksstämme, aufgrund derer jedes Dorf ‚seinen’ Bischof und ‚seinen’ Patriarchen haben möchte. Auf diese Weise wird das Christentum jedoch ausgelöscht. Als Bischöfe müssen wir wachsam sein und diese krankhaften Formen des Erlebens der eigenen Identität erkennen“. In diesem Sinne ist für den Patriarchen die Gemeinschaft mit dem Heiligen Stuhl und den Ostkirchen sehr wichtig: „Ich habe den Papst darum gebeten, uns nicht allein zu lassen, isoliert, wie in einem Ghetto. Unsere Kirchen sind zwar klein, was die Zahl der Mitglieder anbelangt, doch sie sind wichtig für das Zeugnis von der Universalität der Kirche. Sie sind auch von wesentlicher Bedeutung für die Beziehungen zum Islam, mit dem sie seit jeher zusammenleben“. (GV) (Fidesdienst, 06/02/2013)


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