AFRIKA/SUDAN - Bischof Gassis: „In den Nubabergen leidet die Zivilbevölkerung unter einem vergessenen Krieg: nur die Kirche schenkt den Menschen Hoffnung“

Donnerstag, 29 November 2012

Khartum (Fidesdienst) – „Bombenagriffe sind hier alltäglich und was mich besonders traurig macht, ist dass auch die Weltkirche uns, die wir in den Nubabergen leben, anscheinend vergessen hat. Nehmt uns zumindest in die Fürbitten bei den Sonntagsgottesdiensten auf!“, so äußert Bischof Macram Max Gassis von El Obeid in einem Appell an den Fidesdienst, seinen Schmerz im Hinblick auf die Lage in den Nubabergen in der Region Südkordofan, wo die sudanesische Armee seit langem einen Krieg gegen die SPLA-Nord führt.
„Die Hauptopfer dieses Krieges sind Zivilsten, vor allem Frauen, Kinder und alte Menschen“, so der Bischof. „Erst vorgestern wurde die Kirche in Haban bombardiert, wobei Gott-sei-Dank keine großen Schäden entstanden. Allein im November, der noch nicht zu Ende ist, warf die sudanesische Luftwaffe insgesamt 330 Bomben ab. Dabei starben 36 Menschen, vor allem Frauen und Kinder und 22 wurden verletzt. Allein in diesem Monat wurden 30 Wohnungen und 92 Felder zerstört.“
„Kein Hilfswerk ist in den Nubabergen aktiv“, so Bischof Gassis. „Die Kirche ist die einzige Hoffnung dieser Menschen. Wir helfen hier mit vier Ärzten und Chirurgen (zwei Amerikaner, ein Deutscher und ein Engländer). Die einzige Gesundheitseinrichtung ist das von mir gegründete Krankenhaus, das ursprünglich auf 80 Patienten ausgerichtet war und heute 500 Betten hat. Wir können leider keine neue Abteilung bauen, weil wir die kenianischen Arbeiter nach Hause schicken mussten und keinen Zement haben“.
„Meiner Priester sind auf den Straßen unterwegs, die aus den Nubabergen in unsere Einrichtung in Yida im südsudanesischen Unitiy State führen, um dort Vorräte und Medikamente zu holen. Die Reise dauert acht Stunden auf dem Hinweg und acht Stunden auf dem Rückweg, wobei stets die Gefahr von Bombenangriffen besteht. Nur dem Mut einer australischen Schwester mit italienischer Abstammung, die extra hierher zurückgekehrt ist, haben wir es zu verdanken, dass unsere Berufsschule und unsere Grundschule weiter geöffnet bleiben.“
Bischof Gassis versucht rund um die Welt auf die Probleme in den Nubabergen aufmerksam zu machen: „Ich war in Irland und haben den Präsidenten und seinen Vorgänger besucht, in London (wo ich vor dem Parlament und bei der Bischofskonferenz gesprochen und der BBC ein Interview gegeben habe), in Brüssel, Paris, Berlin Washington, New York, Oslo, Luxemburg und Genf, wo ich von der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen gehört wurde“.
„Überall habe ich darum gebeten, dass sich die internationale Staatengemeinschaft dafür einsetzt, dass die Regierung in Khartum die Bombenangriffe auf Zivilisten beendet und Luft- und Landkorridore für Hilfsprogramme für die erschöpften Menschen öffnet“, so Bischof Gassis abschließend. (LM) (Fidesdienst, 29/11/2012)


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