EUROPA/FRANKREICH - Kardinal Filoni: in den heutigen Bereichen der Mission ist „neuer Mut“ erforderlich

Montag, 1 Oktober 2012

Paris (Fidesdienst) – „Evangelisierung ist nie einfach. In einigen Ländern bedarf es wahrhaft eines missionarischen Mutes. Dies gilt auch in Tibet: nicht nur heute sondern seit den ersten Versuchen der Evangelisierung. Deshalb mussten Missionare dorthin entsandt werden die einen starken Charakter besaßen und von brennendem missionarischen Eifer und Begeisterung für ihre Mission beseelt waren“, so Kardinal Fernando Filoni, Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, bei der Eröffnung der Ausstellung des Päpstlichen Instituts für die Außenmission zur Mission in Tibet (vgl. Fidesdienst vom 28/09/2012).
Insbesondere erinnerte Kardinal Filoni aber auch daran, dass die ersten beiden Apostolischen Vikar in Tibet, die Bischöfe Thomine-Desmazueres und Chauveau, „mehrmals den Mut ihrer Missionare bremsen mussten“. „Dieses schwierige und zerbrechliche Gleichgewicht, zwischen Vorsicht und Mut, Vernunft und Leidenschaft, Verantwortungsbewusstsein und Gehorsam, das immer wieder neu ausgelotet werden musste, kennzeichnet die gesamte Geschichte der Mission in Tibet über ein ganzes Jahrhundert hinweg“.
Das Leben der Missionare wurde von Ausweisung, Verwüstung, Wiederaufbau und gewaltsamem Tod begleitet. „In einem solchen Kontext“, so der Kardinal weiter, „erlebten dieses Pioniere des Glaubens Mut, Abenteuer, Glauben und Leidenschaft auf einzigartige Weise. Unter ethischen Gesichtpunkten dürfen wir nicht vergessen, dass das Martyrium und das heldenhafte Zeugnis vieler Missionare das Ergebnis einer ‚mission impossible’ waren, für die sich Männer einsetzten, deren Herz, Geist und Körper vom Evangelium erobert worden waren“. 1950 wurde Tibet autonome chinesische Region und die Missionare wurden des Landes verwiesen.
„Können wir auch heute noch von missionarischem Mut sprechen?“ fragt sich der Kardinal. „Heute ist die Situation in den Ortskirchen in Afrika, Asien und Ozeanien anders: Bischöfe und Priester sind größtenteils Einheimische, in den Seminaren gibt es viele einheimische Priesteramtskandidaten und in den kulturellen Einrichtungen arbeitet einheimisches Personal, für Bildungs- und Sozialeinrichtungen sind einheimischer Verwalter verantwortlich und auch die Missionsorden haben einheimische Mitglieder, die diese Tätigkeit heute übernehmen. Es gibt sogar neue Orden, die in Missionsländern entstanden sind. Gleichsam gibt es einen raschen Rückgang bei den Missionaren in Ländern mit antiker christlicher Tradition, eine Krise der Berufungen und den Verfall der traditionellen Werte in Afrika, Asien und Ozeanien“.
„Ein solcher Kontext“, so Kardinal Filoni, „lässt mich denken, dass wir in diesem Moment einem historischen Schwinden des Mutes gegenüberstehen, es gleichsam aber auch neue Formen der missionarischen Präsenz gibt, in denen sich zum Beispiel Laien engagieren, die ein besonderes Missionsbewusstsein haben.“ Abschließend forderte der Präfekt des Missionsdikasteriums zum Nachdenken über die neue Bereiche der Mission in unserer heutigen Zeit auf und darüber, welche Art von Kühnheit heute erforderlich sind. Gleichsam erinnerte er daran, dass zwei Faktoren „unveränderlich“ mit der Mission verbunden sein müssen: die Botschaft und der Mensch.
Am Sonntag, den 30. September, hielt Kardinal Filoni einen Gottesdienst in der Kapelle des Päpstlichen Instituts für die Außenmissionen in Paris. In seiner Predigt erinnerte er an die Lesungen des Tages und an die zentrale Rolle des Heiligen Geistes bei der Missionstätigkeit. „Der Herr schenkt denjenigen den Heiligen Geist, der ihm dafür auserwählt scheint“, so der Kardinal, Frucht dieses Geschenks ist eine tiefe innere Haltung der Öffnung und der Dienstbereitschaft, die unserem natürlichen Instinkt entgegensetzt ist, der uns dazu führt auszuschließen und kontrollieren und beherrschen zu wollen“. Der Kardinal betonte in diesem Zusammenhang: „Der Heilige Geist ist Hauptakteur der ganzen Mission der Kirche… Denn er ist das Feuer der Liebe, der das missionarische Handeln beseelt und deshalb müssen wir uns vom Heiligen Geist leiten lassen, damit unsere Mission fruchtbar ist. (SL) (Fidesdienst, 01/10/2012)


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