ASIEN/NAHER OSTEN - Religiöse Minderheiten sind in Gefahr, sollten die arabischen Revolutionen „scheitern“

Freitag, 25 Mai 2012

London (Fidesdienst) – Sollte der Arabische Frühling „nicht zu positiven Ergebnissen führen“, wird es für ethnische und religiöse Minderheiten im Nahen Osten gefährlich: dies geht aus einem Bericht mit dem Titel „Völker in Gefahr“ (Peoples under Threat) hervor, den die Nichtregierungsorganisation „Minority Rights Group“ (MRG) vor kurzem zur Lage der Minderheiten im Nahen Osten veröffentlichte. „Man wird 2011 als Jahr des Arabischen Frühlings erinnern doch 2012 könnte als Jahr in Erinnerung bleiben, sollten die Arabischen Revolutionen scheitern“ so Mark Lattimer, Leiter von MRG, in einer Verlautbarung, die dem Fidesdienst vorliegt. „Die wichtigen Veränderungen im Nahen Osten und in Nordafrika haben zwar auf der einen Seite die Hoffnung auf Demokratisierung wachsen lassen, könnten aber für ethnische und religiöse Minderheiten ähnlich gefährlich werden, wie die gewaltsame Auflösung der Sowjetunion und des ehemaligen Jugoslawien“, heißt es in der Verlautbarung.
Der Bericht weist darauf hin, dass Syrien, Libyen, Ägypten, Jemen und der Südsudan zu den Staaten gehören, in denen Minderheiten am meisten der Gefahr von Massenmorden ausgesetzt sind. Wenn ethnische und sektiererische Forderungen die Oberhand gewinnen, dann „Werden Minderheiten oft zum Sündenbock“.
In Syrien, das von Alawiten regiert wird, sind Schiiten und Alawiten in Gefahr, wenn der Konflikt sich zuspitzt, während auch Christen zutiefst besorgt sind im Hinblick auf die Übergriffe sunnitischer Milizionäre.
In Libyen befinden sich immer noch 6.000 Menschen in Haft, die während des bewaffneten Konflikts von den ehemaligen Rebellen festgenommen wurden. Diese Menschen, die bisher nicht prozessiert wurden, sind zur Hälfte Gastarbeiter aus den afrikanischen Ländern südliche der Sahara, von denen viele bereits zu Tode gefoltert wurden.
In Ägypten, heißt es in dem Bericht, ist festzustellen, dass immer mehr koptische Christen das Land verlassen, nachdem es zu Einschüchterungsversuchen und Übergriffe auf ihre Kirchen kam. Der politische Erfolg der Muslimbrüder und der salafistischen Parteien wird auch von anderen muslimischen Minderheiten mit Sorge beobachtet.
Im Jemen kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen den sunnitischen Stämmen und den Al-Houthi und zu Protestkundgebungen der Akhadam, die sich als Opfer von Ausgrenzung und Rassismus sehen.
Gefährlich ist die Lage auch im Südsudan, wo es zu gewaltsamen Ausschreitungen zwischen verschiedenen Gemeinschaften in der Region Jonglei kommt, von denen rund 120.000 Menschen betroffen sind, während in den vergangenen Monaten in den umkämpften Grenzgebieten zum Südsudan tausende Menschen aus dem Sudan in den Südsudan flohen.
„Ethnische und religiöse Differenzen zwischen Muslimen und Nichtmuslimen, Arabern und Nichtarabern, sind Ausdruck interner Unterschiede, die im Nahen Osten oft unterbewertet werden“, so Mark Lattimer abschließend. (PA) (Fidesdienst, 25/05/2012)


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