AFRIKA/ANGOLA - Exklusivinterview mit dem Bischof von Cacxito: „In Angola findet ein rascher Wandel statt; Armut Sekten und Zuwanderung gehören zu den Herausforderungen aber auch zu den Möglichkeiten der Kirche“

Dienstag, 18 Oktober 2011

Rom (Fidesdienst) – „Unsere Diözese ist noch sehr jung: sie wurde erst am 6. Juni 2007 auf einem Teilgebiet der Erzdiözese Luanda gegründet. Sie umfasst die beiden angolanischen Provinzen Luanda und Bengo, deren Hauptstadt Caxito ist“, so Bischof Antonio Francisco Jaca von Caxito, der in einem Exklusivinterview mit dem Fidesdienst über die soziale und pastorale Entwicklung seines Bistums spricht.

Mit welchen pastoralen Herausforderungen sieht sich die Ortskirche konfrontiert?

Zu den pastoralen Herausforderungen gehört die materielle und spirituelle Armut der Menschen. Unsere Diözese ist vorwiegend ländlich und die Menschen leben von der Selbstversorgung durch die Landwirtschaft. Unter spirituellen Gesichtspunkten hängen viele Menschen dem Hexenglauben an und sind für Sekten empfänglich. Der Glaube an Hexerei ist ein kulturelles Phänomen, von dem das ganze Land betroffen ist und in Caxito ist er nicht weniger verbreitet als anderenorts. Sekten verbreiten sich sehr rasch und profitieren von der großen Mobilität der angolanischen Bevölkerung seit dem Ende des Bürgerkriegs im Jahr 2002 und von der Tatsache, dass seither viele Menschen in die Städte ziehen. In den neuen Stadtvierteln gibt es keine Pfarrgemeinden und die Sekten sind dort rasch mit ihrem spirituelles Angebot vor Ort. Unsere Priorität ist deshalb die Ausbildung von Katechisten, die das Rückgrat der Pastoralarbeit darstellen. Die gute Ausbildung der Priesteramtskandidaten ist ebenso wichtig, denn es gibt viele Berufungen und die neuen Priester müssen sorgfältig ausgebildet werden. Wir versuchen die Familien- und Jugendpastoral mit der Ausbildung der Laien und Priester zu verbinden, denn wir betrachten die Kirche als große Familie, in der sich alle Komponenten gemeinsam zum Wohl aller engagieren.
Was den Bereich der menschlichen Entwicklung anbelangt, so hat fast jede Pfarrei der Diözese eine katholische Schule. Insgesamt gibt es in unserer Diözese 35.000 Schüler, die katholische Grundschulen und weiterführende Schulen besuchen.

Gibt es abgesehen von der Präsenz der Sekten in Angola auch andere Religionen?

In Angola gibt es allein 800 verschiedene Sekten, von denen die meisten aus der Demokratischen Republik Kongo und einige aus Brasilien stammen. Die islamische Religion wurde vom Staat noch nicht als solche anerkannt, doch da es immer mehr Zuwanderer aus Westafrika gibt, steigt die Zahl der muslimischen Gläubigen rasch. Neben den Einwanderern aus Westafrika gibt es auch muslimische Zuwanderer aus dem Libanon, Ägypten und Pakistan. Dies ist eine Herausforderung auf pastoraler Ebene, vor allem, wenn es zu gemischten Ehen zwischen muslimischen Männern und katholischen Angolanerinnen kommt.

Gibt es andere Auslandsgemeinden in Angola?

Es gibt viele Auslandsgemeinden im Land. Chinesen gibt es überall, daneben auch Zuwanderer aus anderen asiatischen Ländern, wie zum Beispiel Vietnamesen Außerdem gibt es Brasilianer und Portugiesen aber auch Franzosen und andere Europäer. Auch dies ist eine pastorale Herausforderung, denn es nehmen Zuwanderer aus verschiedenen Ländern an unseren Gottesdiensten teil, die aber oft der portugiesischen Sprache nicht mächtig sind. In Luanda gibt es zum Beispiel auch Gottesdienste in englischer und französischer Sprache, mit denen man den ausländischen Gläubigen entgegenkommen möchte.

In Angola findet also derzeit ein rascher Wandel statt…

Mit Sicherheit gibt es in Angola einen sozialen Wandel. Die Präsenz vieler Zuwanderer aus dem Ausland stellt dies unter Beweis. Chinesen kommen her, um sich hier niederzulassen. Sie werden nicht weg gehen, wenn der Bau der großen Infrastrukturen der chinesischen Unternehmen im Land fertig gestellt ist. Viele haben bereits Geschäfte eröffnet und integrieren sich in die angolanische Gesellschaft. Zudem gibt es 40.000 Angolaner, die nachdem sie den Flüchtlingsstatus in den benachbarten Ländern verloren haben, in die Heimat zurückkehren. Diese Personen werden ebenfalls erneut in die Gesellschaft des Landes integriert werden müssen. Dies alles sind auch für die Kirche Herausforderungen, mit denen sie sich künftig konfrontiert sehen wird. (LM) (Fidesdienst, 18/10/2011)


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