AFRIKA/GUINEA - Hinter dem Angriff auf den Präsidentenpalast wird der Schatten des verfehlten Staatsstreichs länger

Samstag, 23 Juli 2011

Conakry (Fidesdienst) - Rund 40 Militärs wurden im Zusammenhang mit dem Angriff vom 19. Juli auf die Residenz des Staatspräsidenten von Guinea, Alpha Condé (s.Fides 20/7/2011) verhaftet. Die Hintergründe sind allerdings nach wie vor unklar. „Die plausibelste Erklärung ist die, dass es sich um einen gescheiterten Staatsstreich gehandelt hat, der von einigen Sékouba Konaté nahe stehenden Gruppen der Armee inszeniert wurde; diese befürchteten die Verhaftung einiger mit ihnen Verbindung stehenden hoher Offiziere“, erklärt eine Quelle – die aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden möchte – gegenüber Fides. General Konté war der starke Mann Guineas während der Übergangsperiode. „Der Staatspräsident versuchte das Ereignis zu minimalisieren. Die Interpretationen des Angriffs sind nicht einstimmig. Wenn man mit Leuten in Conakry spricht, wird einem klar, dass viele Punkte noch ungeklärt sind. Wenn tatsächlich die wahrscheinlichste Interpretation die eines verfehlten Staatsstreichs seitens einiger Generäle ist, dann muss man sich als nächstes fragen, welche Interessen sie zu dieser Tat bewogen haben“, fährt die Quelle fort.
„Könnten es nicht Intressen im Rahmen des Drogenhandels sein?“, fragen wir unseren Gesprächspartner. „Wie wissen, dass Guinea zusammen mit Guinea Bissau (wenn auch in geringerem Maße als Guinea) seit Jahren ein Umschlagplatz für den kolumbianischen Drogenhandel in Westafrika ist. Der Anführer des militärischen Staatsstreiches im Dezember 2008, Daddis Camara, hatte eine umfangreiche Aktion gegen Drogenhandel mit achtbaren Ergebnissen unternommen. Dann wurde er Opfer eines Attentats, weshalb er sich zurückziehen musste. Kann man also annehmen, dass sowohl Camara als auch der derzeitige Präsident Opfer von Militärkreisen sind, die in Verbindung zu den kolumbianischen Narcos stehen? Das ist zwar eine mögliche These, aber es gibt keine Elemente, die das bestätigen könnten“, erklärt unsere Quelle.
Im Hintergrund sind da auch die erheblichen ausländischen Investitionen, die ins Land fließen. „Ein wichtiges, französisches Unternehmen hat in den Hafen Conakry investiert, der als sicherer gilt als der der Elfenbeinküste. Der Präsident ist außerdem mit Neuverhandlungen für verschiedene Bergbau-Konzessionen befasst; und in den Urwaldgebieten haben sich zahlreiche Multinational eingenistet, wodurch es in diesem ehemals rückständigen Gebiet jetzt leichter ist Arbeit zu finden „, bestätigt die Fidesquelle.
Positiv an dieser ganzen Sache ist, dass die Demokratie Guineas die Probe bestanden hat, auch weil zum einem die internationale Gemeinschaft den Angriff auf den Präsidenten sofort verurteilte und zum anderen die Opposition im Lande kein Öl ins Feuer gegossen und sich für die Verteidigung der Institutionen stark gemacht hat“, schließt die Fides-Quelle (L.M.) ( Fidesdienst 23/7/2011)


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