AFRIKA/GUINEA - Fragen zu dem gescheiterten Attentat gegen den Präsidenten

Mittwoch, 20 Juli 2011

Conakry (Fidesdienst) – In den frühen Morgenstunden des 19. Juli griff ein Kommando mit automatischen Waffen die Residenz des Präsidenten von Guinea, Alpha Condé, in einem Wohnviertel der Hauptstadt Conakry an. Der Angriff dauerte ungefähr 3 Stunden; die Eindringlinge wurden von der Präsidialgarde zurück geworfen; eine Person starb dabei, mehrere wurden verwundet. „Der Präsident spielt den Vorfall herunter und bekräftigt, dass man keinen Staatsstreich mit 6 Pick-up-Wagen macht; er meint, dass es sich möglicherweise um einen privaten Racheakt gehandelt habe“, berichtet eine Quelle der Lokalkirche gegenüber dem Fidesdienst. „Die Reaktionen der Botschaften in Conakry sowie die umgehende Solidaritätserklärung des VN-Generalsekretärs, Ban Ki-moon zeigen allerdings, dass die internationale Gemeinschaft sehr besorgt ist. Ban Ki-moon hat sich so schnell noch nicht einmal in den Monaten der schlimmen Krise in Guinea zu Wort gemeldet. Warum also diese starke Unterstützung seitens des VN-Generalsekretärs, wenn der Präsident doch das Attentat minimisiert hat?“ fragt sich unsere Quelle, die nicht genannt werden möchte. Die ranghöchsten Vertreter der katholischen Kirche und die der anglikanischen Kirche sprachen umgehend mit dem Präsidenten, um ihn ihrer Unterstützung zu versichern.
„In der jüngsten Geschichte Guineas spielte das Heere eine entscheidende Rolle“, erinnert die Fides-Quelle. „Condé hat den Verteidigungsminister einbestellt, was bedeutet, dass er das Problem des Militärs ernst nimmt. Das Militär hatte während der Übergangsphase zur Demokratie verschiedene Privilegien erhalten. Wenn man durch Conakry fährt, sieht man z.B. eine Reihe von neuen Häusern, die Militärs gehören. Es war also reichlich ins Heer investiert worden – wahrscheinlich von Frankreich aus – um die Stabilität des Landes sicher zu stellen. Und in der Tat hat das Heer in der Übergangsphase keinen Schritt getan und die Durchführung der Wahlen ermöglicht“ - so unsere Quelle.
„Der ehemalige Generalstabschef des Heeres, Gen. Nouhou Thiam, wurde im Zusammenhang mit dem Angriff auf die Residenz des Präsidenten am 19. Juli verhaftet. „Es könnte sich wirklich um einen verscuchten Staatsstreich gehandelt haben, oder um ein Einschüchterungsmanöver gegenüber Condé seitens eines Teils des Heeres. Das sind noch offene Fragen“. Die Fides-Quelle hebt die Schlüsselrolle von Claude Pivi Coplan in dieser Aktion hervor, dem Chef des Sicherheitsapparats.
„Einigen Informationen zufolge soll Coplan persönlich dem Präsidenten geraten haben am Abend des Attentats nicht in sein Haus zurück zu kehren. Coplan war Sicherheitschef von Moussa Daddis Camara und danach von Sékouba Konaté (ersterer war der Anführer des Staatsstreichs vom Dezember 2008 und wurde danach entlassen; der zweite war Präsident in der Übergangsphase) und wurde von Condé in seinem Amt bestätigt. Die Tatsache, dass es von Seiten des Heeres keine präzisen Forderungen gab, ist vielleicht ein Zeichen dafür, dass komplexere Spiele gerieben werden, und dass wir am Anfang eines Prozesses stehen, der Besorgnis erregen kann“, schließt unsere Quelle. (L.M.) (Fidesdienst 20/7/2011)


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