EUROPA/ITALIEN - Gewalt im Namen Gottes: Die Debatte in der islamischen Welt ist Gegenstand eines Dokumentarfilms des italienischen staatlichen Fernsehens

Donnerstag, 29 Juli 2004

Rom (Fidesdienst) - Es wird weiterhin im Namen Gottes getötet, der nie um Menschenopfer gebeten hat. Wehrlose Geiseln werden entführt und von improvisierten Gerichten hingerichtet, die Todesurteile auf der Grundlage von angeblichen religiösen Edikten aussprechen. Unterdessen scheint auch die Reihe der Selbstmordattentäter, die bereit sind, sich selbst in die Luft zu sprengen, um andere damit zu töten, nicht abzureißen.
Vor einem solchen Hintergrund fragt man sich, welche Positionen muslimische Theologen zu solchen Tatsachen vertreten? Einen interessanten Überblick über die unterschiedlichen Meinungen innerhalb der islamischen Glaubensgemeinschaft liefert ein vom italienischen staatlichen Fernsehen ausgestrahlter Dokumentarfilm.
Der Jugendbeauftragte der Moschee in Ouahigouya (Burkina Faso), Ibrahim Ouedraego, erklärt in einem Interview: „Ich bin als Freiwilliger in den Irak gegangen, wie viele andere junge Muslime aus aller Welt. Ich war bereit zu kämpfen und zu sterben, aber ganz bestimmt nicht dazu, mich selbst umzubringen, um andere zu töten. Ich hoffe, dass es zwischen muslimischen und christlichen Gläubigen einen Weg der Zusammenarbeit geben kann.“
Der ägyptische Imam Ibraim Reda erklärt: „Im Namen Allahs, des Barmherzigen. Der Prophet hat uns die Barmherzigkeit gegenüber allen unseren Brüdern empfohlen, unabhängig von deren Rasse und Religion. Wer einen anderen Menschen schlägt oder ermordet, egal ob dieser Christ oder Jude ist, ist verflucht. Der Islam betrachtet die anderen Religionen mit dem Blick der Barmherzigkeit. Gott hat gesagt: Gebraucht keine Gewalt um zum Islam zu bekehren. Auch Mohammed war stets mit allen barmherzig. Er war barmherzig mit den Juden, als er nach Madina kam. Er besuchte die Kranken, auch wenn sie Christen, Juden oder Heiden waren, denn alle waren Geschöpfe Gottes. Ägypten ist ein Beispiel für das friedliche Zusammenleben zwischen den Religionen. Wir empfinden keinen Hass gegenüber dem Judentum. Der Hass entsteht dort, wo sich Menschen mit Gewalt des Landes oder der Häuser anderer bemächtigen wollen. Im Islam gibt es keinen Hass gegenüber Christen und Juden. Ich persönlich wünsche mir, dass der Westen versteht, dass der Islam nicht auf fundamentalistischen Bewegungen gründet. Wir predigen keinen Terrorismus. Wir predigen den Frieden. Wir reichen allen gebildeten Menschen in den westlichen Ländern unsere Hand, damit eine Kultur entstehen kann, die auf dem Dialog gründet, wie dies hier in Ägypten geschieht. Auf diese Weise könnten wir den Terrorismus bekämpfen, der dort entsteht, wo es Armut und Unterdrückung gibt.“
Leider denken nicht alle so. Dies ist zum Beispiel der Fall der Verlagsbesitzer Mohammed Addullateef, ebenfalls aus Kairo: „Der Selbstmord ist nach den Geboten des Koran verboten. Doch es gibt Ausnahmefälle, wie zum Beispiel in Palästina: die so genannten Selbstmordattentäter. Wenn man Kindern verbietet die Schule zu besuchen, die Menschen auf der Straße aufhält, den Menschen das Nötigste nimmt, dann entsteh unter den Palästinensern der Eindruck, dass es keine Hoffnung für die Zukunft gibt. Die Palästinenser tun dies für das Leben ihrer Kinder. Aus diesem Grund, könnten wir nicht sagen, ob es sich bei dem, was die Palästinenser tun um Mord oder um Selbstmord handelt. Sie glauben, dass sie auf diese Weise durch das eigene Opfer ihre Mitmenschen schützen.“. Eine Antwort darauf gibt der Präsident des „Center for Understanding Islam“ in New Jersey: „Der Islam verbietet den Selbstmord, Wenn man angegriffen wird, darf man zur Waffe greifen und man muss dann auch bereit sein, das eigene leben hinzugeben. Doch man darf niemals zuerst die anderen angreifen.“ (Fidesdienst, 29/7/2004 - 45 Zeilen, 555 Worte)


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