AFRIKA/NIGER - Die Situation ist ruhig und die Menschen scheinen nicht sonderlich besorgt“, so ein Missionar aus Niamey zum Fidesdienst

Freitag, 19 Februar 2010

Niamey (Fidesdienst) – „Die Situation ist ruhig, die Schulen sind geöffnet und es wurden keine besonderen Sicherheitsmaßnahmen ergriffen“, so ein Missionare aus der Gesellschaft der Afrikamissionen in Niamey, der Hauptstadt von Niger, wo das Staatsoberhaupt Mamdou Tandja am 18. Februar nach einem Staatsstreich zurücktreten musste.
„Unsere Mission ist nicht weit vom Amtssitz des Präsidenten entfernt. Gegen 13.00 Uhr hörten wir am 18. Februar Schüsse in der Umgebung des Präsidentenamtes, wo sich die Minister zu einer außerordentlichen Sitzung versammelt hatten. Der Schusswechsel dauerte bis 15.30 Uhr. Die Aufständischen, die mit Panzerwagen angerückt waren, wurden von der Leibwache des Präsidenten zunächst abgewehrt, doch nach heftigen Kämpfen, gelang es ihnen in den Amtsitz einzudringen, wo sie den Präsidenten und die Minister festnahmen“, so der Missionar zum Fidesdienst. „Die Unruhen begrenzten sich auf das Präsidentenamt, in den anderen Stadtteilen blieb die Lage ruhig. Ich selbst habe problemlos einen Gottesdienst in einer Pfarrei gehalten. Vielmehr hat mich überrascht, dass eine Straßenkontrolle der Polizei, an der ich sonst immer vorbeifahre nicht da war. Mehrere Stunden lang sendeten die staatlichen Fernseh- und Radiostationen noch ihre normalen Sendungen aus, ohne von dem Staatsstreich zu berichten. Wir haben von ausländischen Medien erfahren, was geschehen war. Erst um Mitternacht wurde von den Nachrichtensendern die Nachricht verbreitet, dass ab dem 19. Februar, 18.00 Uhr, eine Ausgehsperre verhängt wurde“.
Oberst Goukoywe Aboulkarim hat im Namen des Obersten Rates für die Wiederherstellung der Demokratie (CSDR) die Aussetzung der Verfassung der „sechsten Republik“ und die Auflösung der Institutionen angekündigt. Die Grenzen sollen bis zu einem neuen Befehl geschlossen bleiben. Oberst Abdoulkarim gab auch bekannt, dass Kommandant Salou Djibo neuer Vorsitzender des CSDR ist.
Ende vergangenen Jahres hatte Präsident Tandja, der seit 10 Jahren im Amt ist das Parlament und das Verfassungsgericht aufgelöst, nachdem er sich durch ein Referendum im August, mit dem die neue Verfassung der so genannten sechsten Republik gebilligt wurde, für weitere drei Jahre in seinem Amt bestätigen ließ. Die Opposition, die die Volksbefragung und die Wahl im Oktober boykottiert hatte, hatte das Vorgehen des Präsidenten als Staatsstreich bezeichnet. Auch die internationale Staatengemeinschaft hatte die Verlängerung der Amtszeit des Präsidenten verurteilt, das nach Ablauf der alten Verfassung am vergangenen 22. Dezember ablaufen sollte. „Zur Lösung des Problems war ein Vermittlungsausschuss geschaffen worden, dem auch Erzbischof Michel Christian Cartatéguy von Niamey angehörte“, so der Missionar zum Fidesdienst. „Der jetzige Staatsstreiche war absehbar: die Menschen waren nicht auf der Seite des Präsidenten und es ist bezeichnend dass der Putsch von den niederen Rängen des Militärs geleitet wurde, denn die Generäle waren von Tandja ernannt worden. Es bleibt zu hoffen, dass die Putschisten ihr Versprechen halten und die Demokratie ohne Blutvergießen wieder herstellen“, so der Missionar abschließend. (LM) (Fidesdienst, 19/02/2010)


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