ASIEN/INDIEN - Von hinduistischen Extremisten zerstörte katholische Kirche wieder aufgebaut und eingeweiht - Nach der politischen Wende hoffen religiöse Minderheiten wieder

Montag, 21 Juni 2004

New Delhi (Fidesdienst) - Die St. Anton-Kirche in Naroda im westindischen Unionsstaat Gujarat wurde nach dem abgeschlossenen Wiederaufbau wieder eingeweiht und geöffnete. Am Einweihungsgottesdienst, zu dem über 1.000 Gläubige gekommen waren, nahm Bischof Thomas Macwan von Ahmedabad als Hauptzelebrant teil. „Unser Glaube festigt sich in der Zeit der Verfolgung“, betonte der Bischof in seiner Predigt.
Das Gotteshaus war 1998 bei einem Angriff von rund 700 hinduistischen Extremisten zerstört worden: sie hatten die Statue des heiligen Antonius beschädigt und Bibeln, liturgische Texte, Kirchenbänke und Holzgegenstände in Brand gesteckt. Der Innenraum der Kirche wurde von den Flammen vollkommen zerstört, weitere Gebäude auf dem Gelände der Kirche wurden beschädigt. Es entstanden Schäden in Höhe von 1,5 Millionen Rupie. Die wenigen katholischen Gläubigen versuchten die Attentäter aufzuhalten, während Polizeibeamte, die sich nur wenige Kilometer von der Kirche entfernt befanden untätig blieben.
„Trotz dieses Vorfalls ist seither kein einziger Sonntagsgottesdienst ausgefallen“, so ein Mitglied der Pfarrgemeinde. Viele Pfarrgemeindemitglieder haben beim Wiederaufbau mitgeholfen. „Wir feierten die Messen in Privatwohnungen, was uns etwas an die Katakomben aus der Zeit der Christenverfolgung erinnert hat.
Angesichts der in Gujarat noch immer herrschenden Spannungen wurde um die Einweihungsfeier kein großes Aufsehen gemacht. Nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten bietet die Kirche heute wieder rund 300 Gläubigen Platz.
Erst vor kurzem besuchte auch der Apostolische Nuntius in Indien, Erzbischof Pedro Lopez Quintana, vom 12. bis 16. Juni den Unionsstaat Gujarat. Er feierte einen Gottesdienst im Marienheiligtum der „Mutter vom Karmel“ in Kadi, und versicherte die Gläubigen bei diesem Anlass der Nähe des Papstes. Im Rahmen seines Besuchs weihte der Nuntius auch das regionale Priesterseminar in Vadodara ein, wo er die „begeisterten Gläubigen“ mit einem Zitat aus dem Evangelium aufforderte: „Liebt eure Feinde“.
Extremistengruppen hinduistischer Prägung sind seit 1998 im indischen Unionsstaat Gujarat tätig, wo sie auch Übergriffe auf Christen verüben und Personen, Kultstätten und Schulen angreifen. Bei einem Übergriff auf muslimische Gläubige starben 2002 über 1.000 Menschen.
Doch seit der politischen Wende nach dem Wahlsieg der Kongresspartei, die die hinduistisch geprägte nationalistische Baratiya Janata Party vor kurzem an der Regierung ablöste hoffen religiöse Minderheiten wieder. Es herrscht zunehmend eine Atmosphäre der Toleranz unter Achtung der Gewissensfreiheit und der Menschenrechte, wie sie in der indischen Verfassung verankert sind. (PA) (Fidesdienst, 21/6/2004 - 36 Zeilen, 381 Worte)


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