AFRIKA/RUANDA - „Ich habe nie Frieden und Gerechtigkeit gekannt, mein Vater hat nie Frieden und Gerechtigkeit gekannt, mein Sohn hat nie Frieden und Gerechtigkeit gekannt“. Interview mit einem ruandischen Flüchtling

Montag, 21 Juni 2004

Kigali (Fidesdienst) - Ein Bericht, der mehr wert ist als tausend Reden über die Situation ruandischer Flüchtlinge oder Binnenvertriebenen. Er wurde im Rahmen der Dokumentarfilmreihe „Die Zehn Gebote“, die vom italienischen Fernsehen ausgestrahlt wird, im Flüchtlingslager von Kiziba in Ruanda aufgenommen und stammt von Matteo Kinshane. Der Fidesdienst veröffentlicht den Wortlaut seines Beitrags anlässlich des Weltflüchtlingstags am gestrigen 20. Juni.
„Wir danken Ihnen dafür, dass sie bis hierher gekommen sind, um von unserem Flüchtlingsdasein zu berichten! Wir leben hier im größten Flüchtlingslager der Vereinten Nationen in der Region an der Grenze zwischen Ruanda, Burundi und dem Kongo.
Frieden? Gerechtigkeit? Das sind für uns nur … Worte, hier sprechen alle über Frieden und Gerechtigkeit! Doch wo … wo gibt es Frieden und Gerechtigkeit im Herzen Afrikas?
„Ich habe nie Frieden und Gerechtigkeit gekannt, mein Vater hat nie Frieden und Gerechtigkeit gekannt, mein Sohn hat nie Frieden und Gerechtigkeit gekannt und vielleicht werden auch meine Enkel nie wissen, was Frieden und Gerechtigkeit bedeutet.
Diese Worte bedeuten hier nichts mehr … nur hier in unserem Camp können wir zusammenleben und uns gegenseitig bei der Bewältigung der alltäglichen Probleme helfen. Ich besitze nichts mehr und ich werde nichts hinterlassen, niemand besitzt hier etwas! Wir sind ganz von den humanitären Hilfen abhängig… und niemand nimmt dem anderen das Wenige weg.
Ich bin Christ und ich kenne die zehn Gebote… die Ältesten aus meinem Dorf erzählten, dass die Missionare, als sie mit den zehn Geboten kamen im Grunde nichts neues brachten, denn wir haben sie immer gekannt…zwar nicht genau so … die Neuheit bestand vor allem im ersten Gebot … das vom einzigen Gott spricht und davon dass wir alle Brüder sind … und uns deshalb nicht gegenseitig töten, oder das Vieh und den Besitz des anderen stehlen sollten“. (LM) (Fidesdienst, 21/6/2004 - 29 Zeilen, 339 Worte)


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