ASIEN/IRAK - „Ich bin nicht mit einer gewissen Form des Pazifismus einverstanden, den ich als ‚ideologisch’ bezeichnen würde, da es sich dabei um eine Theorie handelt, die weit von der Realität entfernt ist“, so ein irakischer Pfarrer

Freitag, 11 Juni 2004

Bagdad (Fidesdienst) - „Ich bin gegen den Krieg, aber als Iraker möchte ich, dass die ausländischen Truppen in unserem Land bleiben“, so der syrisch-katholische Pfarrer Nizar Semaan, der in Mossul (Nordirak) tätig ist. „Aus diesem Grund lehne ich einen gewissen Pazifismus ab, den ich als „ideologisch“ bezeichnen würde. Denn dabei handelt es sich nur um Theorie, die von der Realität weit entfernt ist“.
„Ich respektiere die Einstellung der Pazifisten“, so Pfarrer Semaan weiter, „doch meiner Ansicht nach stellen sie Ideale in den Vordergrund, ohne sich dabei der tatsächlichen Situation im Irak bewusst zu sein. In diesem Moment brauchen wir die ausländischen Truppen, wenn wir nicht wollen, das das Land in das Chaos abstürzt“, so der irakische Pfarrer. „Ich möchte nicht falsch verstanden werden, denn auch mir gefällt es nicht, dass ausländische Soldaten in unserem Land sind, aber ich halte dies für das kleinere Übel, wenn wir schlimmeres verhindern wollen“.
„Der Frieden ist ein universaler Wert, der erhalten werden muss. Doch damit dies geschehen kann, muss man die Mittel mit Bezug auf die jeweilige Situation auswählen. Ich war gegen den Krieg im Irak, doch nachdem das Regime gestürzt wurde, können die westlichen Mächte den Irak nicht seinem eigenen Schicksal überlassen, so Pfarrer Semaan.
Mit Blick auf die Debatte über die Freilassung der italienischen Geiseln erklärt Pfarrer Semaan: „So weit ich dies aufgrund der italienischen Medienberichte beurteilen kann, ist die Irakfrage in Italien eine innenpolitische Angelegenheit geworden, wobei oft die komplexe Lage in Nahost aus dem Blickwinkel verloren geht. Ich möchte jedoch daran erinnern, dass man Geiseln als Menschen behandeln sollte, die auf keinen Fall zu politischen Zwecken instrumentalisiert werden dürfen. Wichtig ist, dass drei Menschenleben gerettet werden konnten. (Fidesdienst, 11/6/2004 - 25 Zeilen, 312 Worte)


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