ASIEN/TAIWAN - ITALIENISCHER MISSIONAR BERICHTET VON ERSCHRECKEND HOHEN SELBSTMORDRATEN IN TAIWAN: MEHR TOTE DURCH SELBSTMORDE ALS DURCH SARS!

Montag, 9 Juni 2003

Taipeh (Fidesdienst) – „Was die Verbreitung der gefährlichen Lungenkrankheit SARS anbelangt, so bessert sich die Lage in Taiwan langsam. Doch da es sich um eine mysteriöse Krankheit handelt, die noch nicht unter Kontrolle gebracht werden konnte, haben viele Menschen Angst oder fühlen sich schwach und schutzlos“, so beschreibt der in Taipeh tätige italienische Missionare Paolo Desandré von der Brüderschaft vom hl. Carlo Borromeo das derzeitige Klima in Taiwan. „Das Unbekannte weckt Angstgefühle, doch als Christen betrachten wir die Dinge unter einem anderen Gesichtpunkt: wir wissen, dass unser Schicksal in jedem Moment in den Händen Gottes liegt, was nicht heißt, dass wir nicht aufpassen müssen und unnötige Gefahren vermeiden sollten. Die Gewissheit, dass alles was in unserem Leben geschieht einen guten Zweck hat, lässt uns anders und mit uns im Frieden sein“.
„Die Zeitungen sind voll mit Nachrichten über SARS und in den Fernsehnachrichten wird über nichts anderes gesprochen. Doch was mich seit meiner Ankunft hier viel mehr beeindruckt, ist eine Krankheit, die keine Schlagzeilen macht, obschon sie jeden Tag unzählige Opfer fordert: In Taipeh und in ganz Taiwan gibt es erschreckend hohe Selbstmordraten. Beim Chinesischunterricht kann es passieren, dass der Selbstmord eines Menschen, der sich am Vortag das Leben genommen hat, von den Lehrern als Gegenstand der Konversationsstunde vorgeschlagen wird. Man spricht über Selbstmord, als ob es etwas Normales wäre und manchmal machen die Leute sogar Witze darüber, über die man nicht lachen kann. Menschen springen aus Verzweiflung von Brücken, Jugendliche nehmen sich wegen einer nicht bestandenen Prüfung oder aus Liebeskummer das Leben. Daran sterben mehr Menschen als an SARS und es wird so wenig darüber gesprochen. Nur die Boulevardblätter schreiben darüber und nennen dabei doch nie den wahren Grund: das Fehlen eines Sinns im Leben der Menschen“.
(SL) (Fidesdienst, 9/6&2003 – 26 Zeilen, 303 Worte)


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