ASIEN/INDONESIEN - Staatspräsidentin Megawati besucht Ambon in einem Klima der Spannung und der Angst. Politische, gesellschaftliche und religiöse Führungskräfte versuchen gemeinsam einen „Religionskrieg“ zu verhindern

Freitag, 21 Mai 2004

Ambon (Fidesdienst) - In der Molukkenhaupstadt Ambon im Osten Indonesiens ist die Atmosphäre weiterhin angespannt. Wie einheimische Beobachter gegenüber dem Fidesdienst berichten soll es auf den Straßen immer noch Barrikaden geben. Nach heftigen Auseinandersetzungen, die vor etwa einem Monat begonnen hatten herrscht in der Stadt, die sich nach drei Jahren Bürgerkrieg auf dem Weg der Rückkehr zur Normalität befand wieder Angst und Schrecken und eine Atmosphäre „der anscheinenden Ruhe und der explosiven Gewalt“. Besondere Sorge bereitet nach Aussage der Beobachter vor allem die Anwesenheit so genannter „Provokateure und Milizionäre aus radikalen islamischen Kreisen“, die in der Umgebung der Stadt gesehen worden sein sollen.
Unterdessen wird die Staatspräsidentin Megawati Sukarnoputri am 22. Mai in Ambon erwartet. Die Präsidentin wird sich zwar nur wenige Stunden in der Stadt aufhalten, doch ihr Besuch stellt unter Beweis, wie bedeutend die Situation auf den Molukken kurz vor den Präsidentschaftswahlen in Indonesien auch für das politische Szenarium in Jakarta ist.
Nach Ansicht der Beobachter ist an den Spannungen zwischen der muslimisch und der protestantisch-christlichen Glaubensgemeinschaft auf den Molukken auch eine „dritte Partei“ beteiligt, die an einer Eskalation der ethnischen und religiösen Konflikte auf den Inseln interessiert ist. Die Ausschreitungen der vergangenen Monate lassen sich nach Ansicht der Beobachter damit erklären, dass von außen kommende Provokateure auf den Inseln agieren. Darauf hatten auch die indonesischen Religionsführer hingewiesen.
Auf den Inseln herrschte in den Jahren 1999-2001 ein Konflikt zwischen der muslimischen und der christlich-protestantischen Glaubensgemeinschaft. Die Gewalt wurde dabei vor allem von den muslimischen Milizionären der Laskar Dschihad-Gruppe unterstützt, die auch heute wieder für die Eskalation der Gewalt verantwortlich sein könnten.
Die Ausschreitungen, zu denen es am vergangenen 25. April gekommen war, waren die heftigsten seit der Unterzeichnung der Friedensvereinbarungen vom Februar 2002, mit denen ein Konflikt beendet wurde, bei dem 15.000 gestorben waren und infolgedessen eine halbe Million Binnenflüchtlinge ihre Heimat verlassen mussten. Seither war Ambon schrittweise wieder zur Normalität und zu einer Atmosphäre der Versöhnung und des gemeinsamen guten Willens zurückgekehrt.
Ein Forum der Religionsführer, in dem sich Muslime, Christen, Buddhisten, Hindus und Konfuzianer zusammenschließen, forderte erneut auf, „Provokateuren, die politische Absichten verfolgen“, nicht nachzugeben. Die Religionsvertreter wandten sich in ihrem Appell auch an die Sicherheitskräfte des Landes mit der Bitte um „Identifizierung derjenigen, die den Frieden auf den Molukken verhindern wollen“.
Politische, gesellschaftliche und religiöse Führungskräfte versuchen also gemeinsam einen „Religionskrieg“ und eine neue Welle der Gewalt zu verhindern, damit das Klima des friedlichen Zusammenlebens wiederhergestellt werden kann. (PA) (Fidesdienst, 21/4/2004 - 41 Zeilen, 426 Worte)


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