AFRIKA/TSCHAD - Bischöfe äußern sich besorgt über den zunehmenden gesellschaftspolitischen Verfall des Landes und der Region. Verantwortliche und Politiker sollen „das Land vor einem vorhersehbaren Drama bewahren“

Mittwoch, 5 Mai 2004

Moundou (Fidesdienst) - „Seit geraumer Zeit müssen wir feststellen, dass die gesellschaftspolitischen Verhältnisse im Tschad sich zunehmen verschlechtern, wozu auch die Spannungen zwischen den Ländern in der Region beitragen“, schreiben die Bischöfe des Tschad in einer Verlautbarung, die dem Fidesdienst vorliegt, zum Abschluss der Versammlung der Bischofskonferenz in Moundou. Sorge bereitet den Bischöfen insbesondere die Ankunft zahlreicher Flüchtling aus der sudanesischen Provinz Darfour. Dieser Zustrom von aus ihrer Heimat Vertriebenen führe zu einer Verschlechterung der „Sicherheit in all ihren Formen“. „Die Instabilität, die wir jenseits der Grenzen sehen, könnte sich auf die ganze Region ausdehnen“, warnen die Bischöfe. Zur Vorbeugung gegen eine solche Gefahr bitten die Bischöfe nationale und internationale politische Behörden um Maßnahmen zur Überwindung der Notlage, die nur in „einer Politik zum Wohl des Landes und der Region“ bestehen könne.
Die Kirche im Tschad versucht den Flüchtlingen zu helfen, sieht sich jedoch auch mit zahlreichen internen Problemen des Landes konfrontiert: Es kommt zunehmend zu Massakern, vor allem im Osten und im Süden des Landes; die Viehzüchter üben vermehrt Druck auf die sesshafte Bevölkerung aus, was Angst und Misstrauen mit sich bringt; ungerechte Maßnahmen der Behörden führen zu Missmut unter der Bevölkerung; das gesellschaftliche Klima verschlechtert sich zunehmend; in den staatlichen Behörden kommt es weiterhin zu Korruption; Gehälter werden verspätet ausgezahlt. „Als diese gesellschaftlichen Probleme führen zur Orientierungslosigkeit unter den Bürgern, was wiederum Gewalt mit sich bringt“, so die Bischöfe, die auch auf eine „nie da gewesene Wertekrise unter den jungen Menschen“ hinweisen. Hoffnungslose Jugendliche ohne poltisiche und gesellschaftliche Zukunftsperspektiven seien für extremistische Strömungen besonders anfällig, so die Bischöfe.
Angesichts der besorgniserregenden Situation fragen sich die Bischöfe auch nach dem Sinn einer Verfassungsänderung: „Wenn der Präsident und das Parlament das Recht haben, die Verfassung zu ändern, dann sollten sie auch dazu verpflichtet sein, die Gründe dafür zu erläutern“. Abschließend appellieren die Bischöfe an Verantwortliche und Politiker mit der Bitte, die eigenen Interessen in den Hintergrund zu stellen und sich für den Dialog zu engagieren, damit „das Land vor einem vorhersehbaren Drama bewahrt werden kann“. „Die Menschen werden ihnen dafür danken“, so die Bischöfe abschließend (SL) (Fidesdienst, 5/5/2004 - 33 Zeilen, 369 Worte)


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