AFRIKA/SÜDAFRIKA - Zehn Jahre Demokratie in Südafrika: „Ein positives Jahrzehnt, obschon noch nicht alle Wunden verheilt sind“. Ein Missionar im Gespräch mit dem Fidesdienst

Dienstag, 27 April 2004

Johannesburg (Fidesdienst) - „Die Bilanz ist mit Sicherheit positiv, doch es gibt immer noch Wunden, die geheilt werden müssen“, so Pater Mario von der Scalabrini Development Agency in Kapstadt zum Fidesdienst in einem Kommentar zum zehnten Jahrestag des Endes der Apartheid und der Einführung der Demokratie in Südafrika. „Aus einem gewalttätigen und brutalen Regime, wie dem der Apartheid herauszukommen, ohne dass es dabei zu Blutvergießen kam, war ein Beweis für die Größe Nelson Mandelas“, so Pater Mario. „Der Weg der Gewaltlosigkeit hat sich bezahlt gemacht, denn heute ist Südafrika ein Vorbild, vielmehr das Vorbild für ganz Afrika“.
„Ich möchte daran erinnern, dass der ehemalige Präsident De Kerk, ein Mann, der aus dem Lager der rassistischen Apartheid, ein großes persönliches Risiko eingegangen ist (er hat eine Reihe von Attentaten überlebt) es aber geschafft hat, das rassistische Regime zu beenden und damit das Entstehen eines demokratischen Südafrika zu ermöglichen.
„Zehn Jahre sind wenig, wenn es um das Heilen von Wunden geht. Südafrika hat dabei mit Hilfe der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden versucht, die Gewalt der Vergangenheit zu überwinden und damit einen originellen Weg beschritten“, so Pater Mario. „Die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden beurteilte von Fall zu Fall all diejenigen, die sich nachdem sie Verbrechen begangen hatten, der Kommission stellten. Damit hat sie dazu beigetragen, die Wahrheit über die letzten Jahrzehnte der südafrikanischen Geschchte zu ans Tageslicht zu bringen. Es ist wichtig die Wahrheit über die eigene Vergangenheit zu erfahren, doch dies allein reicht nicht aus, um die Gemüter zu heilen. Doch Südafrika möchte Fortschritte machen und schaut in die Zukunft“, so Pater Mario. „Dabei sollte Europa jedoch den Südafrikanern helfen und die wirtschaftliche Entwicklung unterstützen. Es gibt immer noch zu viel soziale Ungerechtigkeit“.
„Wenn man Südafrika hilft, dann hilft man ganz Afrika. Dieses Land ist ein Bezugspunkt für alle Afrikaner. Deshalb darf der Westen Südafrika nicht allein lassen: dies würde bedeuten, dass man ganz Afrika endgültig im Stich lässt.“
Am 27. April 1994 hatten die Südafrikaner aller Rassen erstmals zusammen gewählt und damit das Apartheid-Regime beendet. Nelson Mandela, der damalige Vorsitzenden des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) hatte nach 27 Jahren das Gefängnis verlassen und wurde zum ersten schwarzen Präsident des Landes gewählt. Sein Nachfolger, Thabo Mbeki, erhielt bei den Wahlen vom vergangenen 14. April erneut die höchste Stimmenzahl für die ANC. (LM) (Fidesdienst, 27/4/2004 - 32 Zeilen, 401 Worte)


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