AMERIKA/VENEZUELA - „Alle sind für den Schutz des Lebens verantwortlich“. Ein beherzter Appell der venezolanischen Bischöfe angesichts der derzeitigen Krisenlage

Freitag, 2 April 2004

Caracas (Fidesdienst) - Besorgt äußern sich die Bischöfe zum Abschluss der 31. Vollversammlung der venezolanischen Bischofskonferenz, die vom 30. März bis 1. April tagte, zur derzeitigen Krisenlage in Venezuela in einer gemeinsamen Verlautbarung mit dem Titel „Alle sind für den Schutz des Lebens verantwortlich“.
„Die Menschen leiden unter der zunehmenden Verschlechterung der Lebensqualität. Die Erwartungen hinsichtlich der Bekämpfung der Korruption und einer Demokratie mit größeren sozialpolitischen Schwerpunkten und größerer Beteiligung der Bürgerschaft wurden größtenteils enttäuscht“, betonten die Bischöfe in ihrer Verlautbarung. Die Bischöfe teilen die Sorge der venezolanischen Staatsbürger hinsichtlich der wiederholten Verstöße gegen ihre grundlegenden rechte und der systematischen Demolierung des Rechtsstaates. „Die fortschreitende Verschlechterung der Situation der Institutionen führt das Land hin zu einem drohenden Zusammenbruch und die Tendenz zur gewaltsamen Unterdrückung politischer und sozialer Meinungsverschiedenheiten, führen uns dazu, einer Volksbefragung zuzustimmen“, so die Bischöfe, die sich wünschen, dass ein Referendum zu einer friedlichen und demokratischen Lösung der Krise und zu Neuwahlen führen möge.
In der Verlautbarung wird jede Form von Gewalt verurteilt, insbesondere klagen die Bischöfe über das Vorgehen der Sicherheitskräfte, das zum Tod und zur Festnahme zahlreicher Menschen geführt und nicht zu einer Verbesserung der Lage beigetragen hat. Dabei setze die Straffreiheit unschuldige Bürger willkürlichem Missbrauch aus.
Mit Blick auf die Volksbefragung, die zur Amtsenthebung des Präsidenten führen könnte, betonten die Bischöfe, dass die jüngsten Ereignisse vermuten lassen, dass die Ausübung des Wahlrechts der venezolanischen Bürger zu Unrecht hinausgezögert werden soll, „indem Hindernisse in den Weg gestellt und rechtliche Klauseln gefunden werden, die eine den von den beteiligten Parteien eingegangenen Verpflichtungen widersprechen und deshalb für den Frieden im Land eine Bedrohung darstellen.“
„Ein Zurück ist nicht möglich“, so die Bischöfe weiter, die sich dabei auf diejenigen beziehen, die ihre Privilegien gerne zurückgewinnen würden. Ebenso wenig sei es möglich, dem Land ein autoritäres oder totalitäres System aufzuzwingen. „Wir müssen uns gemeinsam für den Aufbau einer neuen Gesellschaft einsetzen und bereit sein Opfer zu bringen, wenn es um die Einheit aller und das Engagement für die Bekämpfung von Armut und Ausgrenzung geht“ Die Katholiken sollten nach Ansicht der Bischöfe mit gutem Beispiel vorausgehen und das umsetzen, was sie von Regierenden und Mitbürgern fordern: Sie sollten auf Arroganz verzichten, um Vergebung bitten und zur Vergebung bereit sein und einen konstruktiven Dialog aufbauen; dabei sollten sie in jedem Menschen das Gesicht Christi sehen. „Wir sind berufen, die Kultur des Friedens und der Versöhnung zu fördern; uns für die Wahrheit einzusetzen und Lüge und Betrug abzulehnen; gleichsam sollten wir Hoffnung verbreiten“.
Abschließend wünschen sich die Bischöfe, dass die Feiern in der Karwoche und das Osterfest zur Umkehr der Einzelpersonen und der Gemeinschaft führen möge und dazu, dass die Sehnsucht nach Brüderlichkeit, Versöhnung und Frieden Wirklichkeit werden möge. (RZ) (Fidesdienst, 2/4/2004 - 42 Zeilen, 462 Worte)


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