AFRIKA/GUINEA BISSAU - Bischöfe äußern sich zu den jüngsten Wahlen. „Die Wählerschaft hat große Reife unter Beweis gestellt. Die Politiker sollten von den Bürgern lernen“

Donnerstag, 1 April 2004

Bissau (Fidesdienst) - Die Wähler haben großes Reife bewiesen, obschon es große organisatorische Fehler gab, bekräftigen die Bischöfe von Guinea Bissau in einer gemeinsamen Verlautbarung zu den Wahlen vom 28. März, die dem Fidesdienst vorliegt. Bei der Wahl hatte es zahlreiche organisatorische Mängel gegeben. Da nicht genügend Wahlurnen zur Verfügung standen, mussten 89 von insgesamt 520 Wahllokalen geschlossen bleiben. Die Wähler der betroffenen Wahlkreise konnten ihre Stimmen erst am 30. März abgeben.
„Die Wählerschaft hat große Reife unter Beweis gestellt und mit der Stimmabgabe Vertrauen in die Politiker gezeigt. Dies bedeutet, dass die Demokratie Wurzeln gefasst hat“, so die Bischöfe in ihrem Papier. „Wir wissen, dass die Demokratie einen Lernprozess voraussetzt, was bedeutet, dass Fortschritte gemacht werden können. Es war nicht alles perfekt und es sind vor allem Fehler auf organisatorischer Ebene zu bemängeln. In Zukunft wird man diese Fehler korrigieren müssen. Wir glauben jedoch, dass diese Vorfälle die Qualität des Wahlprozesses nicht wesentlich beeinflussen, angesichts der Tatsache, dass die meisten Wähler ihre Stimme frei abgeben konnten.“
Angesichts des vorbildlichen Verhaltens der Wähler fordern die Bischöfe nun die Politiker zu verantwortlichem Handeln auf: „Wir möchten die Politiker bitten, die selbe demokratische Reife und dieselbe Opferbereitschaft wie ihre Wähler unter Beweis zu stellen. Außerdem fordern wir alle politischen Parteien auf, das Wahlergebnis zu akzeptieren. Wichtig ist in diesem Moment vor allem der Blick in die Zukunft und das Engagement für den Wiederaufbau des Landes. Dazu müsse vor allem alle demokratischen Institutionen funktionsfähig sein, damit eine gut organisierte, solidarische Gesellschaft entstehen kann und unsere Partner bei der Entwicklungszusammenarbeit und in den Reihen der internationalen Staatengemeinschaft zunehmend Vertrauen in uns haben können“.
„Die Verlautbarung der Bischöfe kann auch dazu dienen, die erhitzten Gemüter nach der Stellungnahme des Parteivorsitzenden der PRAS zu beruhigen“, so Pater Davide Sciocco von Radio Mansoa im Gespräch mit dem Fidesdienst. „ES gibt zwar noch keine offiziellen Wahlergebnisse, doch nach den von der Presse veröffentlichten Hochrechnungen hat die PAIGC, die das Land zur Unabhängigkeit von Portugal geführt hat, mit insgesamt rund 50% der Stimmen die Wahl gewonnen. An zweiter Stelle steht die PRS und an dritter Stelle die PUSD, die sich mit der Wahlniederlage abgefunden hat.“
„Der PRS-Parteivorsitzende rief jedoch die Bürger und vor allem an diejenigen, die ihre Stimme nicht abgeben konnten, zu öffentlichen Protestkundgebungen auf“, so Pater Sciocco. „Die Menschen sind zwar seinem Aufruf nicht gefolgt, doch der Appell hat zu einer gewissen Spannung geführt. Sowohl das Staatsoberhaupt als auch der Oberbefehlshaber der Streitkräfte haben die Bürger aufgerufen, Ruhe zu bewahren. Die Bischöfe wollten sich zu Recht ebenfalls dazu äußern, vor allem nachdem die Wahlen auch von internationalen Beobachtern als frei und unabhängig bezeichnet worden waren. Die wenigen Wahlkreise, in denen nicht gewählt werden konnte, werden das Wahlergebnis nicht maßgeblich verändern.“ (LM) (Fidesdienst, 1/4/2004 - 43 Zeilen, 486 Worte)


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