ASIEN/INDIEN - „Zwangsbekehrungen“ und Religionsfreiheit gehören zu den Themen des Wahlkampfs. Indische Bischöfe rufen die Gläubigen zum Fasten und Beten für transparente und friedliche Wahlen auf

Donnerstag, 1 April 2004

New Dehli (Fidesdienst) - Zwangsbekehrungen und Rechte der Minderheiten und damit Themen, die auch die christliche Glaubensgemeinschaft betreffen, stehen im Mittelpunkt des Wahlkampfs im Vorfeld der für den 18. April geplanten Wahlen.
Die bisherige Regierungspartei Bharatiya Janata Party (BJP, Indische Volkspartei), die die fundamentalistische Hintutva-Ideologie vertritt („Indien den Hindus“), erwähnt in ihrem Wahlprogramm auch die so genannten „Zwangsbekehrungen“. Christen werden zu Unrecht beschuldigt, mit unlauteren Mitteln Bekehrungen unter den Dalit (Kastenlose) und eingeborenen Volksstämmen zu erzwingen. In einigen Staaten der indischen Union wie zum Beispiel in Tamil Nadu und Gujarat wurde ein „Anti-Bekehrungs-Dekret“ erlassen, das eine gerichtliche Zustimmung für einen Religionswechsel vorschreibt. „Dabei werden Politik, Weltliches und Religiöses vermischt“, betonten die indischen Bischöfe in einem kritischen Kommentar zu dem von der BJP verabschiedeten Dekret.
Während der Wahlkampagne wurden auch Stimmen fundamentalistischer Führungspersönlichkeiten laut: vor kurzem hatte der hinduistische Religionsführer Shankaracharya Nshchalanand Saraswati christliche Missionare beschuldigt, gegen die Interessen Indiens zu handeln und deshalb ihre Ausweisung gefordert.
Aus der Diözese Bangalore berichtet der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke, Mgr. Ignaci Siluvai, dem Fidesdienst: „Es wird Probleme geben, wenn fundamentalistische Hindu-Gruppen bei den Wahlen eine große Mehrheit erhalten“, so der Nationaldirektor, „In diesem Fall könnten sie eine Änderung der indischen Verfassung anstreben, die bisher einen laizistischen und säkularen Staat garantiert. Darunter würde die katholische Kirche wahrscheinlich leiden. In einigen Teilen des Landes werden Christen bereits Opfer von Anschlägen hinduistischer Extremisten. Doch diese Gefahr hält uns nicht davon ab, weiterhin die Frohbotschaft zu verkünden.“
Unterdessen gibt es unter den Christen einen Kandidaten der besonderen Art: er ist davon überzeugt, dass die BJP von innen heraus verändert werden muss. H.T. Sangliana, ein baptistischer Christ aus Bangalore im indischen Unionsstaat Karnataka, ließ sich für die BJT aufstellen: „Erst wenn wir uns einmal in der politischen Arena befindet, werden wir unsere Stimme erheben können. Wir werden die ‚Bharatiya Janata Party’ in die ‚Baratiya Jesus Party’ (Partei des Volkes Jesu) umwandeln. Ich werden den Namen Jesu ins indische Parlament bringen“, so Sangliana.
Die Indische Bischofskonferenz forderte in einem gemeinsamen Appell alle wahlberechtigten Bürger des Landes auf, ihre Stimme Kandidaten zu geben, die das Leben achten, die Menschenwürde schützen und sich für soziale Gerechtigkeit, harmonisches Zusammenleben unter den Religionen und nationale Einheit einsetzen. „Jeder Bürger“, schreiben die katholischen Bischöfe, „wünscht sich Volksvertreter, die Frieden, Harmonie und Wohlstand fördern. Jeder hat die Gelegenheit sein Wahl zu treffen.“. Die Bischöfe fordern die katholischen Gläubigen auch zum Fasten und zum Gebet für transparente und friedliche Wahlen auf und bitten alle Menschen guten Willens von ihrem Wahlrecht verantwortlich Gebrauch zu machen.
Insgesamt sind 670 Millionen Inder wahlberechtigt. Die BJP-Regierung hatte am 6. Februar Neuwahlen für das Parlament anberaumt, nachdem dieses 6 Monate vor Ablauf des Mandats aufgelöst worden war. (PA) (Fidesdienst, 1/4/2004 - 46 Zeilen, 471 Worte)


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