AMERIKA/VENEZUELA - „Welche Zukunft bauen wir heute auf?“ Dringlicher Appell der Bischöfe zu den jüngsten Episoden der Gewalt

Montag, 8 März 2004

Caracas (Fidesdienst) - Ein Klima der zunehmenden Gewalt und der progressiven Polarisierung der verschiedenen Gesellschaftsteile hat in der vergangenen Woche in Caracas und anderen Städten Venezuelas zum Ausbruch von heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizeibeamten geführt. Nach Angaben der Associated Press sollen dabei 8 Menschen getötet und rund neunzig verletzt worden sein. Die Situation in Venezuela hat sich weiter zugespitzt nachdem der Nationale Wahlrat (CNE) bekannt gegeben hatte, die notwendige Zahl der Unterschriften für den Antrag auf eine Volksbefragung zur Beendigung des Mandats von Präsident Hugo Chavez sei nicht zustande gekommen.
Angesichts eines solch besorgniserregenden Panoramas wandte die Venezolanische Bischofskonferenz in einem dringlichen Appell an die Regierung, den Wahlrat, öffentliche Amtsträger und an alle Bürger des Landes mit der Bitte, über die Gewalt nachzudenken, zu der es in den vergangenen Tagen gekommen war und sich dabei zu fragen: „Welche Zukunft bauen wir heute auf?“.
In ihrer Verlautbarung weisen die Bischöfe außerdem darauf hin, dass es Pflicht der Behörden sei „die Ausübung der Rechte anzuerkennen und zu erleichtern“. Dies gelte ebenfalls für die „Bereitstellung von Sicherheitskräften“. „Deshalb besteht die Hauptaufgabe der Sicherheitskräfte darin, die Personen zu respektieren und zu schützen oder im Fall der Illegalität eine abschreckende Funktion auszuüben, was aber auf keinen Fall Unterdrückung bedeuten darf. Wenn es zu einer solchen kommt und dabei sogar Gewalt ausgeübt wird … wie wir es in den letzten Tagen gesehen haben, dann wird die Funktion der öffentlichen Sicherheitskräfte entstellt.“
In diesem Zusammenhang verurteilen die Bischöfe die gewaltsame Konfliktlösung: „Anarchie muss ebenso wie übertriebene Unterdrückung verurteilt werden; sie dienen keinem guten Zweck, rufen nur Schmerz und Tod hervor“. Dabei wünschen sich die Bischöfe, dass die Vernunft zur Abstandnahme von Gewalt und zur Suche nach übereinstimmenden Wegen des Friedens führen möge. Abschließend weisen die Bischöfe auch auf die Notwendigkeit der Förderung von friedlichen Auswegen aus der konstitutionellen Krise in Venezuela hin und bekräftigen in diesem Zusammenhang, dass „diese nur durch den Respekt der Menschenwürde und der Achtung der Souveränität des Volkes geschehen kann, dessen Diener sowohl die Regierung als alle öffentlichen Einrichtungen sind“.
Zuletzt bitten die Bischöfe die Gläubigen um ihr Gebet und um die Veranstaltung von Friedens- und Versöhnungsinitiativen. (RZ) (Fidesdienst, 8/3/2004 - 36 Zeilen, 371 Worte)


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