AFRIKA/UGANDA - Erzbischof Odama von Gulu im Gespräch mit dem Fidesdienst: „Armee und Rebellen sind in einen tödlichen Kampf verstrickt, dessen größte Leidtragende unschuldige Zivilisten sind“

Montag, 23 Februar 2004

Kampala (Fidesdienst) - „Es ist eine menschliche Tragödie“, wiederholt Erzbischof John Baptist Odama von Gulu (Norduganda) mehrmals im Gespräch mit dem Fidesdienst. In Norduganda werden Zivilisten weiterhin Opfer der Attacken der Lord’s Resistance Army (LRA): allein in der vergangenen Woche wurden in einem Flüchtlingslager in Barlonyo nördlich der Stadt Lira200 Zivilisten brutal ermordet.
„Es besteht keinerlei Vertrauen zwischen der Armee und den Rebellen und solange dieses Vertrauen nicht entsteht wird auch kein Dialog möglich sein“, bedauert Erzbischof Odama. „Armee und Rebellen sind in einen tödlichen Kampf verstrickt, doch die größten Leidtragenden sind dabei unschuldige Zivilisten“
„Bisher hat niemand den Schrei der gemarterten Bevölkerung gehört. Ich bin gerade von einer internationalen Mission in Europa und Nordamerika zurückgekehrt, in deren Verlauf ich versucht habe, über die tragische Situation in Norduganda zu informieren. Gott sei Dank habe ich überall Gehör gefunden. Man möchte den Menschen helfen, die unter dem Krieg leiden“, so Erzbischof Odama. „Bei meinen Besuchen in den Vereinigten Staate, Kanada, Großbritannien, Belgien, Deutschland und Italien konnte ich feststellen, dass es viel guten Willen und Bereitschaft zur Zusammenarbeit gibt und zwar sowohl in kirchlichen Kreisen als auch von Seiten einiger Regierungen. Dabei wurden vor allem humanitäre Hilfen für die Flüchtlinge in Aussicht gestellt“.
„Ich bin überzeugt, dass der Frieden möglich ist, doch dazu müssen sowohl die Regierung als auch die Rebellen zwei Voraussetzungen akzeptieren: zum einen müssen Maßnahmen zum Aufbau eines gegenseitigen Vertrauens ergriffen werden und zum anderen muss ein Waffenstillstand erklärt werden“, bekräftigt der Erzbischof von Gulu. „Nur so kann der Dialog zwischen den beteiligten Parteien wieder aufgenommen werden, damit es endlich Frieden gibt“.
„Dabei sollte man jedoch berücksichtigen, dass der Krieg im Norden Ugandas nationale und internationale Tragweite hat“, erklärt Erzbischof Odama. „Deshalb darf Uganda nicht alleine gelassen werden. Die internationale Staatengemeinschaft muss das Land dabei unterstützen, einen Ausweg aus dieser Tragödie zu finden. Die ugandische Regierung hat zwar lange Zeit behauptet, dass es sich bei dem Konflikt um eine interne Angelegenheit handelt, weshalb ein Eingreifen von außen abgelehnt wurde, doch heute scheint es erste Anzeichen für einen Wandel der Positionen zu geben. Ich hoffe, dass dies eine definitive Wende ermöglichen wird.“
Seit 1989 kämpfen die Einheiten der vor allem aus Mitgliedern des Acholi-Volkes bestehenden Lord’s Resistance Army gegen den heutigen Präsidenten Yoweri Museven, der 1986 nach dem Sturz einer sich größtenteils aus Generälen des Acholi-Volkes zusammensetzenden Militärjunta an die Macht gelangt war. Ehemalige Soldaten aus dem Acholi-Volk suchten nach dem Putsch Zuflucht im benachbarten Sudan, wo verschiedene Rebellenbewegungen, darunter auch die LRA entstanden.
In der Ideologie der LRA vermischen sich religiöse Elemente aus dem Christentum und dem Islam und aus den traditionellen afrikanischen Stammesreligionen. Vertreter der verschiedenen Religionen engagieren sich deshalb seit langem aktiv als Mittler bei Verhandlungen mit den Rebellen.
Oft wurde die katholische Kirche selbst Opfer der Angriffe der Guerillaeinheiten. Am 11. mai 2003 entführten die Rebellen eine Gruppe von Schülern aus dem Seminar in Lachor. Viele, zu viele Priester wurden in den vergangenen Jahren ermordet.
Anfang März 2003 hatten die Rebellen einen Waffenstillstand erklärt, der jedoch nie wirklich in Kraft trat. (LM) (Fidesdienst, 23/2/2004 - 49 Zeilen, 529 Worte)


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