ASIEN/INDIEN - Nach den Übergriffen hinduistischer Extremisten in Madhya Pradesh werden Schulen und Kirchen von Polizeibeamten bewacht

Donnerstag, 12 Februar 2004

Bhopal (Fidesdienst) - Die im Verwaltungsdistrikt Jhabua im indischen Staat Madhya Pradesh (na der Grenze zum Unionsstaat Gujarat) wohnenden Christen sind besorgt. Nach den Übergriffen hinduistischer Extremisten in Madhya Pradesh werden katholische Schulen und Kirchen zwar von Polizeibeamten bewacht, doch dies reicht nicht aus um die Gläubigen und alle, auch Nichtchristen, die in ihren Einrichtungen beschäftigt sind, zu beruhigen.
Wie Beobachter aus Kreisen der Ortskirche gegenüber dem Fidesdienst berichte, bleibt die Lage weiterhin angespannt und es könnte jederzeit zu einem erneuten Ausbruch der Gewalt kommen, auch weil verschiedene Politiker versuchen, zur Eskalation des religiösen Hasses beizutragen.
Auslöser der jüngsten Gewalt war der Mord an einem Mädchen auf dem Gelände einer katholischen Schule am 11. Januar: die Polizei hat den Täter zwar unterdessen festgenommen, doch die im Rahmen einer Diffamierungskampagne wurde die christliche Glaubensgemeinschaft für das Verbrechen verantwortlich gemacht.
Die Politiker spielen nach Ansicht des Sprechers der indischen Bischofskonferenz, Pater Babu Joseph, eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Situation: auf der einen Seite zeigte sich der Premierminister des Staates Uma Bharti (von der hinduistisch-nationalistischen Baratioya Janata Party) zu konstruktivem Handeln bereit und erklärte, er werde sich für das harmonische Zusammenleben engagieren. Hierzu hat er sich auch bereits zweimal (27. Januar und 9. Februar) mit christlichen Religionsvertretern getroffen. Auf der anderen Seite bestärkte der Innenminister von Madhya Pradesh, Jagdish Muvel, die Forderungen und Überzeugungen der hinduistischen Extremisten.
An der Begegnung mit dem Premierminister nahm am 9. Februar auch Erzbischof Paschal Topno von Bhopal teil, der dabei vor allem auf das Engagement der Christen im Sozialwesen und im Gesundheits- und Erziehungsbereich hinwies. Die Christen setzten sich dabei für das Wohlergehen der Bevölkerung ein, betonte der Erzbischof und forderte gleichsam die Achtung der von der indischen Verfassung garantierten Religions- und Gewissensfreiheit. Der Premierminister versicherte, der Staat werde alles in seinen Mächten stehende tun, damit das gegenseitige Vertrauen und der Frieden in Madhya Pradesh wieder hergestellt werde. Außerdem versprach er den Christen den Schutz der Regierung.
In Jhabua leben seit über 100 Jahren Christen, die hier jedoch nur 1% der Gesamtbevölkerung ausmachen. Obschon sie zahlenmäßig eher unbedeutend sind haben christliche Gruppen (Katholiken und Protestanten) sich seit jeher für Entwicklung und Projekte im Sozialwesen sowie im Gesundheits- und Bildungswesen engagiert.
Insbesondere hat sich die Kirche auch stets für die Rechte der so genannten „Tribals“ eingesetzt und deren Ausbeutung bekämpft: auch deswegen waren die Missionare nicht immer gern gesehen und vor allem Großgrundbesitzer und Geschäftsleute auf der Suche nach billigen Arbeitskräften lehnten das Engagement der Missionare ab.
Seit etwa 10 Jahren verbreiten hinduistisch geprägte fundamentalistische Organisationen wie zum Beispiel die RSS die Hindutva-Ideologie unter dem Slogen „Ein Land, eine Kultur, eine Religion“. Diese Gruppen werfen Missionaren und Christen vor, sie zerstörten die Kultur der „Tribals“ und verursachten ein Ungleichgewicht innerhalb dieser Volksgruppen.
Der Mord an dem Mädchen auf dem Schulgelände in Jhabua wurde von Fundamentalisten skrupellos ausgenutzt, um Hassgefühle gegenüber der christlichen Glaubensgemeinschaft zu schüren. (PA) (Fidesdienst, 12/2/2004 - 47 Zeilen, 493 Worte)


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