AFRIKA/SENEGAL - DAKAR – ERZBISCHOF ERHÄLT DROHBRIEFE – DAS LAND ERKLÄRT SICH SOLIDARISCH MIT DEM KIRCHENVERTRETER: PRÄSIDENT WADE FORDERT IN EINER FERNSEHANSRPRACHE DIE ACHTUNG DER RELIGIONSFREIHEIT

Montag, 12 Januar 2004



Dakar (Fidesdienst) – Während die berühmte Rallye Paris-Dakar das Interesse der Öffentlichkeit anzieht, gibt es in eben diesem Dakar Anzeichen für religiöse Intoleranz, von der sich ein Großteil der Bevölkerung jedoch distanziert. „Alle Tageszeitungen, hohe Vertreter aus Politik und Religion, sowohl Christen als auch Muslime, haben die an den Erzbischof Theodor Adrien Sarr adressierten Drohbriefe nachdrücklich verurteilt“, so Beobachter aus Kreisen der Ortskirche gegenüber dem Fidesdienst. Anfang Dezember hatte Erzbischof Sarr mehrere Briefe erhalten, die Drohungen gegen seine Person und andere Bischöfe enthielten. Der Absender war eine anonyme „Gruppe der eisernen Jugend“.
„Die Kirche ist sehr vorsichtig mit der Sache umgegangen“, so die Beobachter. „Auf der einen Seite will man den Vorfall zwar nicht unterbewerten, doch auf der anderen Seite zeigt man sich zuversichtlich gegenüber den Behörden. Dies zeigt sich auch im Umgang mit den Medien. Der Erzbischof hatte zwar den Erhalt der Drohbriefe bestätigt, aber keine Angaben zum Inhalt gemacht. Angebliche Auszüge aus den Briefen, die von einigen Tageszeitungen veröffentlicht wurden, waren von kirchlicher Seite nicht offiziell bestätigt worden“.
Die einstimmige Verurteilung der Drohbriefe wurde auch von Staatschef Abdoulaye Wade bekräftigt, der den Vorfall in einer Fernsehansprache als „inakzeptabel“ bezeichnete. Der senegalesische Präsident betonte, dass die Religionen in seinem Land seit jeher friedlich zusammen lebten, weshalb er sich persönlich für das Recht jedes einzelnen auf das Bekennen der eigenen Religion engagiere. „Diese wichtige Ansprache hielt das Staatsoberhaupt umgehend nach dem Treffen zwischen Präsident Wade und dem emeritierten Erzbischof von Dakar, Kardinal Hyacinthe Thiandoum, am 9. Januar“, so die Beobachter. „Der Staatschef betonte dabei ausdrücklich, dass die Bischöfe sich frei zu sozialen und politischen Fragen des Landes äußern können. Dies ist ein klares Urteil gegen diejenigen, die den Bischöfen wegen ihrer Kritik am Justizsystem des Landes drohten.“. In den Drohbriefen sollen sich angeblich ausdrücklich auf eine von den Bischöfen am 30. November veröffentlichtes veröffentlichte Verlautbarung beziehen, in der diese die Bürger des Landes auffordern, das Gemeinwohl zu respektieren. „In ihrem Papier“, so die Beobachter, „äußern sich die Bischöfe zu Problemen der Justiz und betonen in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit, dass Regierungsbeamte sich für das Gemeinwohl engagieren und nicht eigene Interessen oder Interessen von einzelnen Gruppen in den Vordergrund stellen“.
„Vielleicht sollte darauf hingewiesen werden“, so die Beobachter, „dass hohe muslimische Religionsvertreter zum Ende des Ramadan ähnliche, wenn nicht noch ausdrücklichere Kritik an der Regierung geübt hatten. Keiner von ihnen schein dafür einen Drohbrief erhalten zu haben. Auch Beobachter aus muslimischen Kreisen fragten sich in diesem Zusammenhang, weshalb die Drohungen nur gegenüber katholischen Bischöfen ausgesprochen wurden.“
„Die Situation im Land ist jedoch im Allgemeinen ruhig und wir hoffen, dass es sich um eine vereinzelte Episode handeln wird, die Briefe wurden aus Thies abgeschickt. In der Stadt hatte es auch im Vorfeld der Präsidentenwahl Unruhen gegeben. Wahrscheinlich steckt irgend ein Fanatiker dahinter“ (LM) (Fidesdienst, 12/1/2004 – 42 Zeilen, 479 Worte)


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