AFRIKA/COTE D’IVOIRE - DIE SECHS MINISTER AUS DEN REIHEN DER REBELLEN WOLLEN EINE DENKPAUSE ZUR SEPARATEN BERATUNG ÜBER DIE FRAGE DES RECHTS AUF STAATSBÜRGERSCHAFT

Freitag, 9 Januar 2004

Abidjan (Fidesdienst) – „Es handelt sich nur um eine Denkpause, nicht um eine wahre Krise“, so Beobachter aus Kreisen der Ortskirche in Abidjan im Gespräch mit dem Fidesdienst zur Unterbrechung der Ministerratssitzung der Regierung der Nationalen Einheit in Cote d’Ivoire (Elfenbeinküste). Ursprünglich war eine dreitägige Tagung vorgesehn, doch die Minister aus den Reihen der Rebellen zogen sich vorzeitig zurück. Die sechs Minister aus den Reihen der „Forces Nouvelles“, die die Gebiete im Norden und Westen des Landes kontrollieren, waren nach drei Monaten erstmals wieder zu einer Ministerratsversammlung erschienen. Mit ihrem Fernbleiben hatten sie gegen die Politik von Staatspräsident Laurent Gbagbo protestiert, dem sie vorwarfen, er wolle nicht alle Klauseln des Friedensvertrages umsetzen (vgl. auch Fidesdienst vom 7. Januar 2004).
Die Regierung der Nationalen Einheit unter Leitung von Premierminister Seydou Diarra war auf der Grundlage der im Januar letzten Jahres unterzeichneten Vereinbarungen von Marcoussis (Frankreich) gebildet worden, mit denen der Konflikt zwischen der Regierung und verschiedenen Rebellengruppen beendet wurde, der im September 2002 ausgebrochen war.
„Die Vertreter der Rebellen wollen sich mit einigen Punkten der Tagesordung zur Ministerratssitzung separat befassen“, so die Beobachter. „Es handelt sich um eine äußerst schwierige Frage zum Anspruch auf Staatsbürgerschaft für ausländischer Einwohner, diese Frage war von den Rebellen auch während des Bürgerkriegs aufgeworfen worden“.
In Cote d’Ivoier leben Millionen von Ausländern, bei denen es oft um Kinder von Einwanderern handelt, die seit Jahren auf eine Regelung für ihren Status warten. Ohne ivorische Staatsbürgerschaft sind diese Einwohner benachteiligt, wenn es um Rechtsfragen und den Anspruch auf Landbesitz geht.
„Es müssen jedoch auch technische Schwierigkeiten überwunden werden“, so die Beobachter. „Die amtlichen Register werden nicht immer sorgfältig geführt, weshalb die Lebensgeschichte von Tausenden wenn nicht sogar von Millionen von Menschen erst einmal rekonstruiert werden müsste. Während des Bürgerkriegs wurden außerdem zahlreiche Gemeindearchive zerstört, was eine Identifizierung zusätzlich erschwert. Vielleicht sollte eine Volkszählung in Erwägung gezogen werden.“.
Der Bürgerkrieg in Cote D’Ivoire war im September 2002 nach einem gescheiterten Putschversuch ausgebrochen. Der Norden und der Osten des Landes werden seither von Guerillabewegungen unter Leitung von ehemaligen Mitgliedern der regulären Streitkräfte belagert. (LM) (Fidesdienst, 9/1/2004 – 35 Zeilen, 365 Worte)


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