AFRIKA/SUDAN - DIE VEREINBARUNGEN ÜBER DIE AUFTEILUNG DER ERLÖSE AUS DER ERDÖLFÖRDERUNG SIND EIN WICHTIGER SCHRITT AUF DEM WEG ZUM FRIEDEN, DOCH ES BEDARF AUCH DES GEMEINSAMEN ENGAGEMENTS ZUR LÖSUNG DES FLÜCHTLINGSPROBLEMS

Donnerstag, 8 Januar 2004

Rom (Fidesdienst) – „Es handelt sich um einen wesentlichen Fortschritt“, kommentiert, Don Tonio Dell’Olio der Sprecher des Netzwerks „Campagna Sudan“, in dem sich italienische katholische und weltliche Verbände zusammenschließen, die im Sudan gemeinsam Friedensarbeit leisten, die Unterzeichnung eines Teilabkommens über die Aufteilung der Erlöse aus der Erdölförderung im Südsudan am 7. Januar. „Die Erdölfrage gehört zu den wichtigsten Aspekten des Konflikts und es war nicht leicht, hier eine Lösung zu finden. Nun scheint der Weg zum Frieden geebnet zu sein und damit wird auch die baldige Unterzeichnung eines umfassenden Friedensvertrages wahrscheinlich“, so Don Dell’OLio. „Zu diesem Zweck sollte jedoch auch die Zivilbevölkerung mit einbezogen werden, denn es geht um mehr, all allein um die Aufteilung der Erlöse aus der Erdölförderung. Ich erinnere mich immer noch an die Worte eines sudanesischen Katechisten bei meinem letzten Besuch im Land. Hinsichtlich der damals noch bevorstehenden Unterzeichnung von Vereinbarungen zitierte er ein sudanesisches Sprichwort, das besagt: „Sie halten die Kuh an den Hörnern fest, damit sie sie besser melken können“. Dieses Sprichwort verdeutlicht meiner Ansicht nach die Sorge der Menschen, die eigentlich stärker am Friedensprozess beteiligt sein wollen“, so Don Dell’Olio weiter.
„In der Tat, sollte man sich vielleicht vor Augen führen, dass das Engagement der Vereinigten Staaten für das Zustandekommen der Vereinbarungen ausschlaggebend war. Die Vereinigten Staaten sind einerseits an der Erdölförderung in den Ölfeldern im Südsudan und andererseits an der Beteiligung der Regierung in Khartum am Kampf gegen den internationalen Terrorismus interessiert“, betont der Priester. Nach der Beendigung des Kriegs im Südsudan wird die Regierung als Mitglied in die Koalition zur Bekämpfung des Terrorismus aufgenommen werden können, was vor allem die Bereitstellung amerikanischer Militärhilfen bedeutet. „Washington hat im Sudan sowohl politisch-strategische als auch wirtschaftliche Interessen“, so Don Dell’Olio. „Gegenwärtig sind im Sudan keine amerikanischen Erdölunternehmen tätig, doch man weiß, dass diese an dem qualitativ hochwertigen Rohstoff interessiert sind“. Hinsichtlich der Präsenz ausländischer Kräfte im Sudan fragt sich Don Dell' Olio: „Es wird interessant sein, zu sehen, wie die Vereinigten Staaten mit den chinesischen und malaiischen Kräften im Land zurecht kommen werden. Dieses Land könnte zu einer Art Laboratorium der Gegenüberstellung zwischen China und den Vereinigten Staaten außerhalb Asiens werden“.
Zu den Aussichten auf einen endgültigen Friedensvertrag erklärt der Priester: „Die internationale Staatengemeinschaft wird den Sudan auf dem Weg der endgültigen Befriedung begleiten müssen. Vor allem wird man sich in diesem Zusammenhang auch mit dem Problem der Flüchtlingsfrage befassen müssen. Allein in Khartum leben rund 3 Millionen Menschen in Aufnahmelagern: wenn sie ihn den Südsudan zurückkehren wollten würde es zu einem Exodus biblischen Ausmaßes kommen. Eine unkontrollierte Rückkehr der Flüchtlinge würde außerdem auch zum Entstehen erneuter ethnischer Konflikte in den südlichen Religionen beitragen und damit zu neuer Gewalt führen. Aus diesem Grund solle man mit gemeinsamen Kräften Programme für die Rückführung der Flüchtlinge formulieren und finanzieren.“
„Die Länder, die dem Sudan wirtschaftliche und finanzielle Hilfen zugesagt haben“, so der Priester weiter, „sollten auch durch entsprechende Kontrollen sicherstellen, dass diese Mittel tatsächlich zur Förderung authentischer Entwicklungsprojekte eingesetzt werden“.
„Außerdem muss auch die Frage der strittigen Regionen zwischen dem Norden und dem Süden gelöst werden. Es steht noch nicht fest, ob sie von den Rebellen oder von der Regierung kontrolliert werden sollen. Zum anderen ist seit einem Jahr auch der Westen des Landes zum Kriegsschauplatz geworden, was bei den Friedensverhandlungen bisher nicht berücksichtigt wurde“, so Don Dell’Olio abschließend. (LM) (Fidesdienst, 8/1/2003 – 53 Zeilen, 538 Worte)


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