ASIEN/PAKISTAN - TROTZ WACHSENDER ANGST WIRD WEIHNACHTEN EIN FEST DER HOFFNUNG SEIN! NACH DEM JÜNGSTEN ATTENTAT AUF DEN PRÄSIDENTEN MUSHARRAF WÄCHST DIE BESORGNIS UNTER DER CHRISTLICHEN GLAUBENSGEMEINSCHAFT

Donnerstag, 18 Dezember 2003



Rawalpindi (Fidesdienst) – Die Christen in Pakistan werden an Weihnachten höchste Sicherheitsmaßnahmen treffen, sich aber trotz allem die Hoffnung nicht nehmen lassen, so Bischof Anthony Lobo von Islamabad-Rwalpindi wenige Tage nachdem der pakistanischen Staatspräsidenten Pervez Musharraf nur knapp einem Bombenattentat entgehen konnte. In Rawalpindi im Norden Pakistans war eine Bombe explodiert kurz nachdem der Wagenkonvoi des Präsidenten vorgefahren war.
„Dieses Attentat“, so der Bischof im Gespräch mit dem Fidesdienst, „lässt die Besorgnis unter den Christen insbesondere mit Blick auf das bevorstehende Weihnachtsfest wachsen. Wir werden für unsere Kirchen im ganzen Land höchste Sicherheitsmaßnahmen treffen. Doch dies tun wir bereits seit zwei Jahren, nachdem bei Anschlägen auf christliche Kirchen viele Gläubige getötet wurden. Wir werden die Polizei um Hilfe und besonderen Schutz für unsere Veranstaltungen und Gottesdienste bitten.“
Das Attentat auf den Präsidenten kommentiert Bischof Lobo mit folgenden Worten: „Wir warten auf die Ergebnisse der Ermittlungen. Wahrscheinlich sind militante islamische Gruppen dafür verantwortlich, die die Allianz des Präsidenten mit den Vereinigten Staaten beim Kampf gegen den Terrorismus ablehnen. Die politische Wende nach dem 11. September hat zum Widerstand der Fundamentalisten geführt“.
Die Gründe für die besondere Sorge der Christen nach dem Attentat erklärt der Bischof im Gespräch mit dem Fidesdienst wie folgt: „Der Präsident, der sich selbst als Muslim bezeichnet, stellt heute Toleranz unter Beweis und vertritt gemäßigte Positionen. Er hat mehrmals betont, dass die Religion nicht zu politischen Zwecken missbraucht werden darf. Die christliche Glaubensgemeinschaft behandelt er gleichberechtigt. Er hat auch Diskriminierungen beseitigt, wie zum Beispiel das separate Wahlsystem (früher konnten die Wähler nur Kandidaten der eigenen Religion wählen A.d.R.) und der Kirche die von den früheren Regierungen verstaatlichten Schulen wieder zurückgegeben. Und wenn man bedenkt, dass die Christen in Pakistan keine mächtige Lobby darstellen (nur 2,5%) der größtenteils muslimischen Bevölkerung) – und auch keine Vertreter im Militär, in akademischen Kreisen oder in der Geschäftswelt besitzen – dann muss man diese Maßnahmen ganz besonders schätzen. Musharraf respektiert die Rechte aller und genießt unter den Christen großes Ansehen.“
„Auch wenn unter uns Christen die Angst vor terroristischen Taten zunimmt, werden wir uns an Weihnachten nicht wie Außerirdische verhalten: wir werden versuchen uns an unsere Nachbarn und an die muslimische Glaubensgemeinschaft mit einer Botschaft der Harmonie zu wenden. Wir werden Weihnachten als pakistanische Bürger feiern, die ihren Platz in der Gesellschaft dieses Landes haben, und unsere liturgischen Feiern werden wir in Urdu und mit traditionellen einheimischen Gesängen und Gedichten gestalten“.
Die Weihnachtsfeiertage sind für die Kirche in Pakistan auch Anlass zur Solidarität mit den abgelegenen Dörfern: Katechisten und Mitarbeiter katholischer Organisationen und der Caritasstellen der Pfarrgemeinden werden die Dörfer in den ländlichen Gebieten besuchen und den armen Menschen dort Hilfe und die christliche Botschaft der Hoffnung bringen.
Mit Blick auf das bevorstehende Weihnachtsfest lanciert Bischof Lobo einen Appell: „Ich möchte alle Gläubigen bitten, die Hoffnung nie aufzugeben: wir müssen mit dem Glauben auf unserem Weg vorangehen. Ach wenn wir Fehler machen, scheitern oder Sünden begehen dürfen wir uns nicht entmutigen lassen und die Hoffnung nicht verlieren, denn der Herr ist Emmanuel, der Herr ist mit uns.“ (PA) (Fidesdienst 18/12/2003 – 51 Zeilen, 527 Worte)


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