ASIEN/IRAK - CHRISTEN APPELLIEREN AN DIE EINWOHNER VON MOSUL: „LASST NICHT ZU, DASS EINE EXTREMISTISCHE MINDERHEIT DAS JAHRHUNDERTE ALTE BILD DER RELIGIÖSEN TOLERANZ UND DES FRIEDLICHEN ZUSAMMENLEBENS IN DER STADT ZERSTÖRT“

Mittwoch, 17 Dezember 2003

Bagdad (Fidesdienst) – Der Druck, den muslimische Extremisten auf die christliche Gemeinde in Mosul (Nordirak) ausüben, nimmt zu. Wie Beobachter gegenüber dem Fidesdienst berichten, sollen letzte Woche mindestens 10 bewaffnete Männer während der Nacht in das Chaldäische Patriarchat in Mosul eingedrungen sein. Dabei soll zwar noch nicht keine Gewalt ausgeübt worden sein, doch man soll den Anwesenden gedroht haben: „Seht ihr, wir können euch jederzeit treffen, wenn wir wollen“.
Dieser Episode war eine Reihe von Einschüchterungen vorausgegangen, darunter auch Drohbriefe, die unter der Eingangspforte der Bischofsresidenz des chaldäischen Bischofs hindurch geschoben worden waren. In den Drohbriefen wurde die Ermordung von Christen in Aussicht gestellt, sollten sich diese nicht zum Islam bekehren oder sie enthielten Telefonnummern, unter denen ein Anrufbeantworter zur Bekehrung aufforderte.
Unterdessen appellierten die christlichen Religionsführer an alle Einwohner der Stadt Mosul mit der Bitte um Ausgrenzung von Extremisten und Gewalttätigen. „Dies ist der einzige Weg“, so ein einheimischer Beobachter gegenüber dem Fidesdienst, „Wir können die amerikanischen Truppen nicht um Hilfe bitten, denn damit würden wir noch mehr Hass auf uns ziehen und als Verräter des Irak betrachtet werden. Die einheimische Polizei ist noch nicht stark genug und kann keinen wirksamen Schutz garantieren. Deshalb können wir uns nur mit der Waffe des Dialogs vor dem Extremismus schützen“.
„Gott sei dank“, so der Beobachter weiter, „ haben wir gute Beziehungen zu den muslimischen Religionsführern. Deshalb haben wir uns auch bereits an sie gewandt und sie gebeten, sich dafür einzusetzen, dass die extremistische Vision der Religion nicht überwiegt und wir weiterhin friedlich zusammenleben können. Der Sinn unserer Botschaft an die Einwohner der Stadt Mosul ist folgender: Lasst nicht zu, dass eine extremistische Minderheit das jahrhunderte alte Bild der Toleranz und des friedlichen Zusammenlebens in der Stadt zerstört“. (LM) (Fidesdienst, 17/12/2003 – 31 Zeilen, 316 Worte)


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