ASIEN/IRAK - DIE LOGIK DES VERGEBENS KANN DEN IRAK VOR DER GEFAHR DES BÜRGERKRIEGS BEWAHREN

Mittwoch, 10 Dezember 2003

Bagdad (Fidesdienst) – „Nur die Logik des Vergebens kann den Irak aus der Spirale der Gewalt führen“, so Pfarrer Nizar Semaan aus der Diözese Ninive zu den jüngsten blutigen Ereignissen. „Besonders besorgniserregend ist der Anschlag auf die sunnitische Moschee in Bagdad“, so Pfarrer Nizar. „Dieses schreckliche Verbrechen an betenden Menschen ist ein weiteres Anzeichen für den möglichen Ausbruch eines Bürgerkriegs“. Am gestrigen 9. Dezember waren bei einer Explosion vor der sunnitischen Ahbab al-Mustafa-Moschee drei Menschen gestorben und zwei weitere verletzt worden. Das Attentat wurde kurz nach dem Morgengebet verübt.
„Im Irak machen wir uns große Sorgen, denn es besteht konkreter Anlass, den bevorstehenden Ausbruchs eines Bürgerkriegs zu befürchten“, so der irakische Pfarrer weiter. „Wir wissen, dass die Präsenz der ausländischen Truppen in dieser Phase notwendig ist, um einen Konflikt zwischen den Irakern abzuwehren. Doch die ausländischen Soldaten sollten unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen handeln. Auf diese Weise wären die Menschen bereit, die Präsenz ausländischer Soldaten in ihrer Heimat zu akzeptieren. Außerdem sollten mehr Länder am Wiederaufbau des Irak beteiligt werden, alle Mitglieder der internationalen Staatengemeinschaft sollten sich für die irakische Bevölkerung engagieren.“
„Zweifel habe ich auch hinsichtlich der Art und Weise, in der die vom vergangenen Regime begangenen Verbrechen verurteilt werden sollen. Meiner Ansicht nach wäre der internationale Gerichtshof die geeignete Institution für solche Fragen. Ich befürchte, dass irakische Gerichte unter amerikanischer Kontrolle nur Rache üben werden“, so Pfarrer Nizar.
„Abgesehen von all dem, bin ich jedoch der Meinung, dass sie Verantwortlichen der Religionsgemeinschaften im Irak eine Logik des Vergebens fördern sollten, damit das Land aus der Spirale der Gewalt herausfinden kann“, so Pfarrer Nizar. „Wir sollten uns auch bewusst sein, dass die Demokratie eine solide Basis braucht, damit sie sich festigen kann. Im Augenblick gibt es im Irak kein solches Fundament. Wir haben 30 Jahre Diktatur erlebt, weshalb das Land keine demokratische Tradition besitzt. Die Demokratie ist nicht nur ein Regierungssystem, sondern auch eine Kultur, die man sich zu Eigen machen muss und das braucht Zeit. Ich bin überzeugt, dass es den Irakern mit Hilfe der internationalen Staatengemeinschaft gelingen wird, einen demokratischen Irak aufzubauen.“, so Pfarrer Nizar abschließend. (LM) (Fidesdienst, 10/12/2003 – 33 Zeilen, 364 Worte)


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