AFRIKA/LIBRIA - JUNGE GUERILLAKÄMPFER FORDERN WEITERHIN BESSERE BEDINGUNGEN ALS VORAUSSETZUNG FÜR DIE WAFFENABGABE. IN VERSCHIEDENEN STADTTEILEN MONROVIAS WIRD WEITERHIN GESCHOSSEN

Dienstag, 9 Dezember 2003

Monrovia (Fidesdienst) – “Die Schwierigkeiten, auf die man bei der Durchführung der Waffenabgabe gestoßen ist, sind ein Zeichen dafür, dass der Friedensprozess lange dauern wird”, so Pater Mauro Armanino, SMA-Provinzial in der liberianischen Hauptstadt Monrovia im Gespräch mit dem Fidesdienst. „Nach den Spannungen, zu denen es am Sonntag, den 7. Dezember gekommen war, fallen immer noch Schüsse in verschiedenen Teilen der Hauptstadt. Vor allem die jungen Rebellen protestieren, weil sie das im Tausch für die Waffen, die sie bei den Friedenseinheiten der Vereinten Nationen abgeben sollten, versprochene Geld und die in Aussicht gestellten Lebensmittelrationen nicht erhalten haben“, so der Missionar.
Mit Beginn der Waffenabgabe am 7. Dezember hatten sich hunderte Guerillakämpfer in dem rund 50 Kilometer von Monrovia entfernten Schieffelin eingefunden, wo sie ihrer Waffen abgeben uns sich persönlich melden sollten, doch die Waffenabgabe fand nicht statt, weil sich die Rebellen betrogen fühlen. Tatsächlich hatte man den Rebellen die Auszahlung von 300 Doller und die Teilnahme an Ausbildungskursen in Aussicht gestellt. Doch bei der Waffenabgabe wurde ihnen mitgeteilt, dass sie die ersten 150 Dollar bei Ablauf der dreiwöchigen Kampagne der Waffenabgabe und den Rest zu einem späteren Zeitpunkt erhalten sollten.
Aus Protest begannen die Guerillakämpfer in die Luft zu schießen und ihrer Wut und Frustration auf den Straßen der Hauptstadt Luft zu machen, wo sie Verkehrsblockaden aufstellten und die Menschen daran hinderten, zur Arbeit zu gehen.
Rund 40.000 Guerillakämpfer sollten ihre Waffen abgeben, darunter viele die bereits als Kinder zwangsrekrutiert wurden und als Soldaten an Massaker an Zivilisten und Razzien in den Dörfern des Landes teilnehmen mussten. „Wenn Kinder im eigenen Interesse in Kriegsmaschinen verwandelt wurden, ist es später schwierig, einfach den Stecker zu ziehen“, so Pater Armanino, „Man kann nicht einfach sagen: ‚Vielen Dank, ihr könnt jetzt nach Hause gehen’. Diese jungen Männer haben ihre eigenen Interessen, die sie mit dem einzigen Mittel verteidigen, das sie kennen: nämlich mit Waffengewalt“.
In Liberia werden derzeit Friedenseinheiten der Vereinten Nationen stationiert. „Mehrere tausend Soldaten sollen noch eintreffen“, so der Missionar, „Von insgesamt 15.000 vorgesehenen Soldaten, sind bisher erst 4.500 stationiert. Diese Truppen befinden sich derzeit nur in Monrovia und in der engsten Umgebung. In den restlichen Landesteilen herrscht weiterhin absolute Unsicherheit“.
Die Waffenabgabe der verschiedenen Milizen ist einer der wichtigsten Punkte der im August dieses Jahres unterzeichneten Friedensvereinbarungen, die den jahrelangen Bürgerkrieg zwischen den Einheiten des ehemaligen Präsidenten Charles Taylor und den beiden Rebellenbewegungen LURD (Vereinigte Liberianer für Versöhnung und Demokratie) und MODEL (Demokratische Bewegung Liberias) beenden sollen. Taylor befindet sich im Exil in Nigeria, wird aber von Interpol und vom Internationalen Gericht für Sierra Leone gesucht, die wegen Menschenrechtsverstöße im Bürgerkrieg in Sierra Leone gegen ihn ermitteln.
(LM) (Fidesdienst, 9/12/2003 – 43 Zeilen, 457 Worte)


Teilen: