AFRIKA/COTE D’IVOIRE - MISSIONAR MACHT FRANKREICH FÜR DIE GEGENWÄRTIGE TRAGISCHE LAGE MITVERANTWORTLICH

Dienstag, 20 Mai 2003

Abidjan (Fidesdienst) – „Es gibt immer noch keinen wahren Frieden“, so ein Missionar aus Cote d’Ivoire gegenüber dem Fidesdienst. In dem westafrikanischen Land herrscht seit September letzten Jahres Bürgerkrieg. „Trotz der Bildung einer Regierung der Nationalen Einheit, an der auch Vertreter aller Rebellenbewegungen beteiligt sind, gelingt es nicht, die Spirale der Gewalt zu stoppen“, so der Missionar weiter, „offen ist nicht nur die Frage der Besetzung der Ämter des Verteidigungs- uns Sicherheitsministers sondern Regierende und Rebellen schüren weiterhin Hassgefühle und suchen nicht wirklich nach einem Weg des Friedens.“
Unterdessen kommt es auch in den Reihen der Rebellen zu Spaltungen: „Die größte in Cote d’Ivoire agierende Guerillabewegung MPCI hat sich gespalten“, so der Missionar, „auf der einen Seite steht der Rebellenführer Koonatè und auf der anderen Seite andere Anführer, die ihm nach dem Leben trachten. In den von der MPCI kontrollierten gebieten kommt es zu wiederholten Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Gruppierungen. Die Tatsache dass Söldner aus Liberia sowohl unter den Rebellen als auch in den Reihen der regulären Streitkräfte kämpfen, führt zusätzlich zu Verwirrung. Diese Söldner sind zudem meist undiszipliniert und plündern die Zivilbevölkerung.“
Was die Verantwortlichkeit der internationalen Staatengemeinschaft anbelangt erklärt der Missionar: „Vor allem Frankreich ist für die gegenwärtige Situation mitverantwortlich. Staatspräsident Gbagbo hatten den Schutz des Sozialisten Jospin genossen. Nachdem dieser die Präsidentenwahlen verloren hatte, verlor der ivorische Präsident seinen Rückhalt und plötzlich kam es zum Bürgerkrieg. Gbagbo hatte außerdem die Märkte des Landes asiatischen Investoren (China, Indien) zugänglich gemacht und damit den Interessen der französischen Industrie geschadet, was zu weiteren Reibungen mit Frankreich führte.“
Dem fügt der Missionar hinzu: „Cote d’Ivoire geht durch diesen absurden Krieg eine ganze Generation verloren. Es ist traurig, wenn man mit ansehen muss, wie junge Menschen Opfer einer Kultur der Gewalt werden. Dies wird auch an den Namen sichtbar, die sich die verschiedenen Kampfeinheiten gegeben haben: Cosa Nostra, Mafia, Cobra. Als ob man die negativen Mythen der westlichen Filmindustrie nachahmen wollte.“
(LM) (Fidesdienst, 20/5/2003 – 30 Zeilen, 327 Worte)


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