VATIKAN - DIE WORTE DER GLAUBENSLEHRE - Von Don Nicola Bux und Don Salvatore Vitiello - Herausforderung oder Bedrängnis? Der Relativismus greift den Begriff des Martyriums an

Samstag, 3 November 2007

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Ein Wort kommt in vielen - auch kirchlichen - Schreiben vor: Herausforderung. Um die Provokationen der Welt gegenüber der Kirche anzudeuten. Dieser Begriff bedeutet eine Einladung, in einem Duell zu kämpfen oder sich in sportlichen Wettkämpfen oder anderen Prüfungen zu messen - immer bei gleichen Waffenmöglichkeiten. Im ausgedehnten Sinne heisst es auch, jemanden einzuladen etwas zu sagen oder zu tun, dass man als falsch oder unmöglich ansieht. Erscheint es euch wirklich als würde die Welt die Kirche mit den gleichen Waffen herausfordern? Dies ist Beispiel für den ideologischen Optimismus der den Blick vieler Christen hinsichtlich der Beziehung zwischen Kirche und Welt ausgezeichnet hat und noch auszeichnet. Hat nicht Jesus gesagt: „In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt“ (Joh. 16,33)? Und hat nicht Paulus aufgefordert „fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet“ zu sein (Römer 12,12)?
In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat der Begriff „Herausforderung“ jenen der „Bedrängnis“ abgelöst, d.h. metaphorische oder materielle „schmerzhafte Dornen“. Auf subtile Weise versuchen einige den christlichen Begriff des Martyriums anzugreifen.
Das Martyrium ist zuallererst das Zeugnis für die Wahrheit des ersten Gebotes: „Ich bin der Herr, euer Gott“ und der Widerstand gegen diese „beständige Versuchung des Glaubens“ etwas zu vergöttlichen, das nicht Gott ist. (vgl. Katechismus der katholischen Kirche Nr. 2113). Heute wie damals tritt der Götzendienst in alten und neuen Formen auf: von Satanismus über Macht, Vergnügen, Staat... Eine ungewöhnliche Form ist jene der Absolutisierung von Werten wie Frieden oder Solidarität die vollkommen gebunden sind an den ersten „Ich bin der Herr...“. Sonst verändern sie sich in absolute Ideale, in die „Bestie“ der Geheimen Offenbarung (vgl. Offb. 13-14). „Zahlreiche Märtyrer starben, weil sie das Tier nicht anbeteten; sie weigerten sich sogar, es auch nur zum Schein zu verehren. Götzendienst lässt Gott nicht als den einzigen Herren gelten; er schliesst also von der Gemeinschaft mit Gott aus“ (KKK 2113).
Eine weitere Vertiefung hilft zu verstehen, dass der Begriff des Martyriums eindeutig ist: wie Jesus vor Pilatus, so weiss auch der Christ, dass er vor der Welt vor allem zum Zeugnis für die Wahrheit gerufen ist (vgl KKK Nr. 2471), er darf sich Christi nicht schämen. Wir wissen, dass heute viele Christen, vor allem in einigen Verbänden, die oft von Geistlichen geführt werden, im Namen der Werte auftreten, Manifestationen organisieren für vielerlei Zwecke, aber nie Jesus Christus, den Glauben oder das Gebet als einzig wirksames Mittel zur Überwindung der Welt nennen, (hier Welt als jene die das Tier anbetet und sich Gott widersetzt verstanden). Das ist eine weitere Folge der Relativismusideologie, die den Märtyrer mit dem Helden verwechselt und sie in „ökumenische Martyrologien“ vereint.
Von daher verstehen wir die Definition, die der Katechismus vom Martyrium gibt: „Das Martyrium ist das erhabenste Zeugnis, das man für die Wahrheit des Glaubens ablegen kann; es ist ein Zeugnis bis zum Tod. Der Märtyrer legt Zeugnis ab für Christus, der gestorben und auferstanden ist und mit dem er durch die Liebe verbunden ist (KKK Nr. 2473). Die Liebe aufgrund derer der Christ stirbt, ist vor allem jene gegenüber Gott - was man versucht bei den Heiligsprechungsprozessen zu überprüfen. Von dieser Liebe hängt die Liebe zum Nächsten wie zu sich selbst ab, die anderenfalls mit einer Woge der Grosszügigkeit verwechselt werden kann, die letztendlich vom eigenen Ego herrührt. Das hilft zu verstehen, dass der christliche Märtyrer Zeugnis ablegt für die Wahrheit des Glaubens und der christlichen Glaubenslehre. Er nimmt in christlicher Stärke den Tod auf sich. „Lass mich ein Frass der wilden Tiere sein - so der heilige Ignatius von Antiochien - durch die es mir möglich ist, zu Gott zu gelangen“ (KKK 2473).
Es ist also die Wahrheit die frei macht und nicht die abstrakt und ideologisch genommenen „Werte“. Im Gegensatz zur Meinung einiger, hat die katholische Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil keinerlei „Erneuerung“ des kirchlichen Begriffs des Martyriums gebracht, die vielleicht dazu führen könnte zu glauben, jemand wäre ein Martyrer wenn er für den Frieden, die Freiheit des Vaterlandes oder für eine vom Glauben getrennte Liebe stirbt.
Der einzige Grund des christlichen Martyriums bleibt der „der Hass gegen den Glauben an Christus“. Die Verfolger steuern dazu Beihilfe, indem sie das materielle Martyrium durchführen, d.h. die Folterung und den Tod; der Verfolgte nimmt diese auf sich und verzeiht, so wie Jesus verziehen hat. Der „Friede“ in dessen Namen die ersten Christen gestorben sind, war die „Communio“ der Kirche zu der sie gehörten und die sie nicht verleugnen wollten, da sie der Leib ist, dessen Haupt Christus ist. So war es für die 498 Märtyrer Spaniens, die von Benedikt XVI selig gesprochen worden sind. Der Christ weiss, dass es „durch viele Drangsale in das Reich Gottes zu gelangen (Apg. 14,22). Also keine „Herausforderungen“, sondern Bedrängnisse. Darauf werden wir im nächsten Beitrag zurückkommen. (Fidesdienst 3/11/2007; Zeilen 49, Worte 792)


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