AFRIKA/UGANDA - „Wir bitten um Vergebung, für das, was unsrem Volk geschehen ist“, so der Leiter der Delegation der ugandischen Guerillakämpfer bei den Friedensverhandlungen mit der Regierung in einem Radiointerview

Dienstag, 6 November 2007

Kampala (Fidesdienst) - Am 5. November wurde ein neuer Schritt in Richtung Frieden in Norduganda unternommen: Vertreter der Lord’s Resistance Army (LRA) baten die Zivilbevölkerung um Vergebung, für das während des zwanzigjährigen Bürgerkriegs erlittene Leid.
„Ich bitte um Vergebung, für das, was unserem Volk geschehen ist2, so der Leiter der LRA-Delegation, Martin Ojul am Mikrofon des halbstaatlichen Radiosenders „Mefa FM“. Ojul hält sich derzeit in Gulu, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz auf, die vorwiegend von Mitgliedern des Acholi-Volkes bewohnt ist, das gleichzeitig Opfer und Schafrichter seiner selbst war. Bei den Mitgliedern der LRA handelt es sich in der Tat um Acholi, die einen Großteil der einheimischen Bevölkerung dazu zwangen, auf der Flucht vor dem Klima des Terrors, das die Guerillakämpfer in der Region heraufbeschwören in Aufnahmelagern Zuflucht zu suchen.
„Ojul steht der Guerilla nahe und lebt seit Jahren in Großbritannien“, so der Direktor von Radio Pacis, P. Tonino Pasoline, gegenüber dem Fidesdienst. Radio Pacis ist einer der wichtigsten katholischen Radiosenders Nordugandas und wurde dieses Jahr mit dem renommierten BBC-Preis als „bester Radiosender Afrikas“ ausgezeichnet (vgl. Fidesdienst vom 31. Mai 2007). „Die Acholi-Gemeinde im Ausland hat jahrelang den Guerillakrieg in Norduganda finanziert, doch heute setzt sie sich vor allem für die Wiederherstellung des Friedens im Land ein“.
Die LRA-Delegation verhandelte mit der Regierung in Kampala über die Verlängerung des Waffenstillstandes bis zum 31. Januar 2008. Nach Ansicht optimistischer Beobachter könnte bis zu diesem Datum ein endgültiges Friedensabkommen zwischen der Regierung und den Guerillakämpfern zustande kommen. „Es gibt jedoch Ungewissheiten im Zusammenhang mit der internen Spaltung in den Reihen der Guerilla“, so P. Tonino. „Wir wissen nicht was mit der Nummer 2 der Guerilla, Vicent Otti, geschehen ist. Verschiedene Gerüchte besagen, dass er bei einer Auseinandersetzung mit dem Guerilla-Anführer Joseph Kony ums Leben gekommen sein soll. Zwischen den beiden herrschten große Meinungsverschiedenheiten. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass Otti in den Wäldern der Demokratischen Republik Kongo gefangen gehalten wird, wo sich die meisten Führungskräfte der LRA versteckt halten.“
Spannungen innerhalb der Guerillabewegung bestehen insbesondere hinsichtlich des Haftbefehls des Internationalen Strafgerichts gegen die Führungsriege der LRA im Zusammenhang mit den während des 20jährigen Bürgerkriegs gegen die Zivilbevölkerung verübten Gewalttaten. Kony und die anderen Anführer haben deshalb aus Angst vor einer Festnahme die Verhandlungen mit der Regierung Ojul überlassen. Die ugandische Regierung versprach unterdessen eine Amnesty bei Zustandekommen des Friedens. In Gulu sprach die Rebellen-Delegation auch mit Häuptlingen und Religionsvertretern, mit denen sie über die Modalitäten der Aussöhnung und der Wiedergutmachung im Rahmen der traditionellen Rechtssprechung des Acholi-Volkes (Mato Oput) sprachen.
Der Konflikt, der seit rund 20 Jahren im Norden Ugandas und in Teilen des Südsudan herrscht, zwang zwei Millionen Menschen zum Verlassen der eigenen Heimat, Zehntausende Zivilisten kamen ums Leben. (LM) (Fidesdienst, 06/11/2007 - 44 Zeilen, 479 Worte)


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