VATIKAN - „Auch heute bleibt die Verwobenheit der Pflichten eines ehrlichen Bürgers mit denen eines guten Christen aufrecht“, so Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz, bei der er über den heiligen Maximus von Turin sprach

Samstag, 3 November 2007

Vatikanstadt (Fidesdienst) - „Gegen Ende des vierten Jahrhunderts und zu Beginn des fünften Jahrhunderts hat eine weiterer Kirchenvater am Übergang vom vierten zum fünften Jahrhundert wesentlich zur Verbreitung und Festigung des Glaubens in Norditalien beigetragen: es ist der heilige Maximus von Turin, dem wir um 398, ein Jahr nach dem Tod des heiligen Ambrosius, als Bischof von Turin begegnen. Weitere Daten über sein leben sind spärlich; dafür sind ungefähr neunzig Predigten von ihm erhalten. Sie vermitteln das Bild eines Bischofs der tief mit seinem Stadt verbunden ist, was eine offensichtliche Gemeinsamkeit zwischen dem Bischofsamt des heiligen Ambrosius und des heiligen Maximus darstellt.“, so Papst Benedikt XVI. in seiner Katechese bei der Generalaudienz am Mittwoch, den 31. Oktober, bei der er über den heiligen Maximus sprach.
Indem er an den historischen Kontext erinnerte, in dem der Bischof von Turin tätig war, betonte der Papst, dass „in jenen Jahren soziale Spannungen die zivile Ordnung gefährdeten … die Bevölkerung immer wieder von Barbareneinfällen bedroht war … und die Stadt in kritischen Momenten zum Zufluchtsort für die ländliche Bevölkerung und für die Menschen aus Städten wurde, in denen es keinen Schutz gab. So wollte Maximus dem Verfall und der Auflösung der zivilen Ordnung entgegenwirken.“ Man habe den Eindruck, als ob die Predigten des Maximus „vor allem einem auserwählten Kern der christlichen Gemeinde Turins galten, der aus reichen Grundstücksbesitzern bestand, die ihre Besitztümer in der ländlichen Umgebung und ihre Wohnungen in der Stadt hatten. Dies war eine bewusste pastoraler Entscheidung des Bischofs, der damit mit dieser Art des Predigens den wirksamsten Weg der Bewahrung und der Festigung der eigenen Beziehung zum Volk erkannt hatte“.
Papst Benedikt XVI. bezog sich sodann auf die Predigten Nr. 17 und 18 des heiligen Maximus, „die einem stets aktuellen Thema gewidmet war: dem der Armut und des Reichtums innerhalb der christlichen Gemeinden“. In der Stadt gab es Spannungen, „die Reichtümer wurden angehäuft und verheimlicht … Maximus verurteilte hier die damals üblichen Formen der rücksichtslosen Ausnutzung des Unglücks der Mitmenschen“. Der Bischof von Turin habe „die tiefe Verbundenheit der Pflichten eines ehrlichen Bürgers mit denen eines guten Christen“ gepredigt, so der Papst, „in seinen Augen brachte das christliche Leben auch die Wahrnehmung der Bürgerpflichten mit sich“. In diesem Zusammenhang erinnerte der Papst daran, dass Maximus sich „angesichts des Zusammenbruchs der zivilen Autoritäten des Römischen Reiches, sich dazu befähigt fühlte, in diesem Sinn eine wahre Kontrolle über die Stadt auszuüben. Diese Macht sollte sich so weit ausdehnen, dass sie das Fehlen der zivilen Behörden ausglich. Vor diesem Hintergrund versucht Maximus nicht nur unter den Gläubigen die übliche Liebe zu ihrer Stadt neu zu beleben, sondern er betont auch die Pflicht die Steuern zu bezahlen, so belastend und unbeliebt diese auch erscheinen mochten“.
„Es ist offensichtlich“, so der Papst weiter, „das sich der historische, kulturelle und soziale Kontext heut zutiefst gewandelt hat … doch auch unter den gewandelten Umständen bleiben die Pflichten des Glaubenden gegenüber seiner Stadt und seinem Heimatland gleich. Die Verwobenheit der Pflichten eines ehrlichen Bürgers mit denen eines guten Christen bleibt aufrecht.“. Am Ende der Audienz erinnerte der Papst an die Konzilskonstitution „Gaudium et spes“ und an die Kohärenz zwischen Glauben und Leben, zwischen Evangelium und Kultur: „Das Konzil fordert die Christen, die Bürger beider Gemeinwesen, auf, nach treuer Erfüllung ihrer irdischen Pflichten zu streben, und dies im Geist des Evangeliums. Die Wahrheit verfehlen die, die im Bewusstsein, hier keine bleibende Stätte zu haben, sondern die künftige zu suchen, darum meinen, sie könnten ihre irdischen Pflichten vernachlässigen, und so verkennen, dass sie, nach Maßgabe der jedem zuteil gewordenen Berufung, gerade durch den Glauben selbst um so mehr zu deren Erfüllung verpflichtet sind. (Nr. 43). Indem wir die Lehre des heiligen Maximus und vieler anderer Kirchenväter befolgen machen wir uns den Wunsch des Konzils zu eigen, dass die Christen vielmehr froh sein mögen, „ihre ganze irdische Arbeit so leisten zu können, dass sie ihre menschlichen, häuslichen, beruflichen, wissenschaftlichen oder technischen Anstrengungen mit den religiösen Werten zu einer lebendigen Synthese verbinden; wenn diese Werte nämlich die letzte Sinngebung bestimmen, wird alles auf Gottes Ehre hingeordnet“ (ebd.) und damit auf das Wohl der Menschen“ (SL) (Fidesdienst, 03/11/2007 - 57 Zeilen, 714 Worte)


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