VATIKAN - „Die wahre Freude wurzelt in der Freiheit, die nur Gott schenken kann“, so der Papst im Anschluss an das Konzert des Symphonieorchesters und des Chores des Bayrischen Rundfunks

Montag, 29 Oktober 2007

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Am Samstag, den 27. Oktober, fand in der Aula „Paulo VI“ im Vatikan ein Konzert des Symphonieorchesters und Chores des Bayrischen Rundfunks zu Ehren von Papst Benedikt XVI. statt. Am Ende Aufführung der 9. Symphonie von Beethoven dankte der Papst allen, die zu diesem musikalischen Ereignis beigetragen haben. In seiner Ansprache erinnerte er an die Entstehung der Symphonie.
„Nach Jahren der Selbstisolierung und Zurückgezogenheit“, so der Papst, „in denen Beethoven mit inneren und äußeren Schwierigkeiten zu ringen hatte, die ihn in eine tiefe Lebensenttäuschung und Verbitterung stürzten und sein künstlerisches Schaffen zu ersticken drohten, überrascht im Jahr 1824 der inzwischen völlig taube Komponist das Publikum mit einer Komposition, welche die überkommene Form der Symphonie sprengt und sich im Zusammenwirken von Orchester, Chor und Solisten in ein außergewöhnliches Finale der Lebensbejahung und Freude steigert… Die hier auskomponierte mitreißende Empfindung der Freude ist nicht leichtfertig und oberflächlich: sie ist mühselig errungen, musste die innere Leere dessen überwinden, den die Gehörlosigkeit in die Vereinsamung getrieben hatte… Die lautlose Einsamkeit aber hatte Beethoven ein neues Hören gelehrt, das weit hinausging über die bloße Fähigkeit, beim Lesen oder Schreiben des Notentextes die Musik in der inneren Vorstellung klanglich zu erleben. Es kommt mir dabei ein geheimnisvolles Wort des Propheten Jesaja in den Sinn, als er von einem Sieg der Wahrheit und des Rechtes spricht und sagt: „An jenem Tag hören alle, die taub sind, sogar Worte, die nur geschrieben sind, und die Augen der Blinden sehen selbst im Dunkeln und Finstern" (vgl. 29, 18-24). Das ist eine Anspielung auf ein Wahrnehmungsvermögen, das denen zuteil wird, die Gott mit der Gnade äußerer und innerer Befreiung“.
Sodann erinnerte Papst Benedikt daran, dass Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, als diese Symphonie 1989 anlässlich des Mauerfalls in Ost- und West-Berlin und den Text der „Ode an die Freude" in „Freiheit, schöner Götterfunken" umänderten: sie brachten damit „mehr als nur das Empfinden des historischen Momentes zum Ausdruck: Die wahre Freude wurzelt in der Freiheit, die nur Gott schenken kann. Er möchte uns - mitunter gerade auch in Zeiten innerer Leere und Vereinsamung - hellhörig machen für seine lautlose Gegenwart nicht nur „über’m Sternenzelt", sondern auch in unserm Innersten. Dort glüht der Funke der göttlichen Liebe, die uns befreien kann zu dem, was wir eigentlich sind“ (SL) (Fidesdienst, 29/10/2007 - Zeilen, Worte)


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