VATIKAN - Die Worte der Glaubenslehre von Don Nicola Bux und Don Salvatore Vitiello - Motu proprio und ekklesiologische Frage

Donnerstag, 4 Oktober 2007

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Laut einigen würde das Muto Proprio „Summorum Pontificum“ Unbehagen schaffen, weil die im alten Messbuch vorhandene Ekklesiologie „unvereinbar“ wäre mit der, die aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil hervorgegangen ist. Wir versuchen nun die Stichhaltigkeit dieser These zu überprüfen, indem wir uns dem römischen Kanon nähern, dem liturgischen Hochgebet, welches auch im neuen Messbuch beibehalten worden ist. In ihm wendet sich der Priester vor allem an Gott Vater und stellt ihm die Opfergabe dar „für die heilige katholische Kirche“, damit sie in Einheit versammelt werde - so wie man in der antiken Didachè betet - und damit Er sie durch den Papst, die Bischöfe, durch die die Eucharistie feiernde Gemeinde und durch alle „die Sorge tragen für den rechten katholischen und apostolischen Glauben“ leiten möge. Das sind die berühmten Zeilen, die von der Existenz der Kommunion in der Kirche zeugen. Gleichzeitig stellt man dem Vater all jene vor, die bei der Messfeier versammelt sind und alle die ihre Gaben bringen: „für sie bringen wir dieses Opfer des Lobes dar und sie selber weihen es dir“; es handelt sich um das geweihte Priestertum und das allgemeine Priestertum. Zum zweiten hebt man hervor, dass die Messe in Gemeinschaft mit Maria und den Heiligen, der himmlischen Kirche, gefeiert wird und man bittet um ihre Fürsprache. Zum dritten erbittet man von Gott „Segen in Fülle“ damit die Gaben gewandelt werden: dieser Ausdruck bezieht sich auf den Heiligen Geist. Gemäss den Studien ist der römische Kanon, in seinem Kern, älter als die Definition des Konzils von Konstantinopel des Jahres 381. Auch ein anderes eucharistisches Gebet, die koptische Anaphore des Serapion, enthält eine Epiklese des Wortes Gottes.
Um zum römischen Kanon zurückzukehren: nach der Wandlung stellt man dem Vater den Sohn und sein Ostergeheimnis vor, man opfert seinen Leib und sein Blut als reine Opfergabe, die im Opfer Abels, Abrahams und Melchisedeks vorgezeichnet war. Man bittet darum, dass die Opfergabe vom irdischen Altar zum himmlischen getragen werde. Darauf folgt die Fürbitte für die Verstorbenen in der sich läuternden Kirche und für die irdische Kirche. Das Hochgebet endet mit der Verherrlichung der Dreifaltigkeit und dem Amen der Gläubigen.
Aus diesem Gebet, das mit Weisheit den persönlichen und den gemeinschaftlichen Glauben dosiert, geht eine trinitäre Ekklesiologie hervor, d.h. eine Gemeinschaft die vom Himmel herabkommt, mit den Charakteristiken der Einheit und der Heiligkeit, der Katholizität und der Apostolizität. Das Gebet erinnert einerseits an Jesus und an sein Geheimnis und es erwartet seine Wiederkunft, sei es im liturgischen Heute als auch beim Gericht am Ende der Zeit. Es ist wesentlich ein Gebet der Anbetung. Nun hängt die Krise, welche die Liturgie betroffen hat, davon ab, dass im Mittelpunkt oft nicht mehr Gott und seine Anbetung stehen, sondern der Mensch, die Gemeinde; so wie J.B. Metz sagte: „Die Krise Gottes wird ekklesiologisch blockiert“.
In der göttlichen Vorsehung hat das Konzil als ersten Akt die Konstitution über die Heilige Liturgie verabschiedet, denn „ am Anfang steht die Anbetung, das heisst Gott (...) Die Kirche kommt aus der Anbetung, dem Auftrag Gott zu verherrlichen“ (vgl. (J.Ratzinger, L’ecclesiologia della costituzione Lumen gentium, in La Comunione nella Chiesa, Cinisello B. 2004, p 132). Und diese Ekklesiologie des Konzils ist, abgesehen von geschichtliche Betonungen, seit zwei Jahrtausenden in der katholischen Kirche die gleiche.
Die Krise der Liturgie beginnt dann, wenn sie nicht als Anbetung der Heiligsten Dreifaltigkeit in Jesus Christus verstanden und gelebt wird und als Zelebration der gesamten katholischen Kirche, sondern nur einer bestimmten Gemeinde, deren Diener (und nicht Herren) der Bischof und die Priester sind. Das ständige Jammern einiger Litugiker über die fehlende Durchführung der Reform und die Mittel um die Liturgie anziehender zu machen zeigen, dass der Geist der Liturgie verlorengegangen ist und dass sie zu einer Feier der Gemeinde reduziert worden ist.
Wie viele Beispiele an liturgischem Relativismus (versteckt unter dem Namen Kreativiät) sind jeden Tag unter den Augen aller: die Eucharistie hat als erstes die Idee einer nicht katholischen Kirche bezahlt. Auf welche Ekklesiologie beziehen sich jene, die die scheinbare Unverträglichkeit des Messbuch des seligen Papstes Johannes XXIII mit der aktuellen kirchlichen Situation behaupten?
Zwei verschiedene Ekklesiologieen zu befürchten ist ein grosser Fehler: es würde bedeuten, das Konzil als Moment des Bruches mit der katholischen Tradition anzusehen, wie der Hl. Vater Benedikt XVI in seiner Ansprache anlässlich des vierzigjährigen Jubiläums der Beendigung des Zweiten Vatikanischen Konzils hervorhob. Das römische Messbuch von Pius V und Johannes dem XXIII, Erbe der antiken Sakramentarien und der mittelalterlichen Messbücher, sowie das Messbuch von Paul VI sind Ausdruck des einzigen lex credendi et orandi, welches der Beziehung der Kirche und jedes einzelnen Gläubigen mit Gott den Vorrang gibt. Und das ist die einzige Ekklesiologie, die katholisch genannt werden kann. (Fidesdienst 4/10/2007; Zeilen 49, Worte 770)


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