ASIEN/IRAK - NICHTKONFESSIONELLE PARTEIEN, SCHULREFORM, LAIZISTISCHER STAAT, ÜBERWINDUNG DES STAMMESDENKENS: SO SEHEN DIE CHRISTEN EINEN DEMOKRATISCHEN IRAK

Montag, 5 Mai 2003

Bagdad (Fidesdienst) – „Die Demokratie kann im Irak umgesetzt werden und darauf hoffen vor allem wir Christen, denn nur ein wahres demokratisches System wird das Fortbestehen unserer Glaubensgemeinschaft im Irak garantieren können“, so Pater Nizar Semaan, ein syrischer Priester der Diözese Ninive, gegenüber dem Fidesdienst. „Was wir uns wünschen, ist eine dauerhafte Demokratie, die sich nicht nur auf die Zeit der Stationierung amerikanischer Truppen beschränkt“.
Nach Aussage von P. Nizar haben die irakischen Christen die Ansprache von Staatspräsident George W. Bush gehört und geschätzt, „doch die Geschichte hat uns gelehrt mehr als Taten als an Worte zu Glauben. Deshalb wollen wir erst sehen, ob diese Worte auch in die Praxis umgesetzt werden.“
Zu den Erwartungen der irakischen Christen erklärt der irakische Priester: „Man wünscht sich ein Mehrparteiensystem mit politischen Parteien, die sich nicht auf einen Volksstamm oder eine Religion beziehen. Dies bedeutet vor allem: keine religiösen Parteien und damit sind Muslime, Christen und andere Konfessionen gemeint. Die Regierung sollte sich außerdem aus gut ausgebildeten und auf diese Tätigkeit vorbereiteten Personen zusammensetzen. Eine weitere Priorität ist die Ausbildung neuer Generationen an reformierten Schulen und Universitäten mit revisioniertem Unterrichtsmaterial und Unterrichtsinhalten, die Werte wie Frieden, Demokratie, Freiheit, Respekt gegenüber dem Anderen und Aufgeschlossenheit gegenüber der Welt fördern. In einer neuen Verfassung sollte außerdem die Laizität des Staates und die Gleichheit aller Bürger, sowie die Kultfreiheit festgeschrieben werden.“
Nach Ansicht von Pater Nizar kann dies jedoch nur Wirklichkeit werden, wenn „es der internationalen Staatengemeinschaft gelingt, zu vermeiden, dass die verschiedenen sunnitischen und schiitischen integralistischen Bewegungen vom Ausland finanziert werden“.
„Unter diesen Bedingungen“, so P. Nizar abschließend, „sind die Christen im Irak bereit, das Entstehen einer wahren Demokratie zu unterstützen und die eigenen Vertreter sowie die eigenen Kultur in den Dienst des Landes zu stellen“ (LM) (Fidesdienst, 5/5/2003 – 29 Zeilen, 305 Worte)


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